2001 zog es mich zur Begegnung mit den eigenen Grenzen zum Trekking in Nepal in den Himalaya. Und noch immer zehre ich von den dortigen Erfahrungen.

Januar 2001

Letzten Endes war es die Ausgabe GEO Special „Himalaya“ von Ende 2000, die wohl den Ausschlag gegeben hat. Ich hatte sie mir aus einfachem Interesse gekauft und auch sehr intensiv gelesen – und die Bilder haben in mir ein Fernweh ausgelöst, wie ich es bis dahin nie hatte. Auf den letzten Seiten waren dann – was für ein Zufall – auch noch Anzeigen von passenden Reiseanbietern für Trekking in Nepal oder auch Bhutan oder Tibet. Also habe ich mir Kataloge bestellt, recherchiert und mich dann für die Trekking-Tour zum Everest-Basislager entschieden.

Vorbereitung ist alles

So – ich wollte also nach Nepal. Wollte mich in eine zweieinhalb Wochen dauernde Wanderreise ohne auch nur irgendwelche Erfahrung in dem Bereich stürzen. Aber wie bereitet man sich auf so etwas vor? Schließlich sollte es bis in Höhen geben, die weit oberhalb der höchsten Alpengipfel liegen. Bevor ich also gebucht habe, habe ich den Anbieter kontaktiert und mich erkundigt, wie fit genau man sein sollte, wenn man sich so etwas antun möchte.

Kondition ist das A und O bei so einer Tour. Ich war nie der große Sportler, ein Langstreckenläufer schon gar nicht. Aber nun hatte ich ein Ziel. Also habe ich gebucht und bin am selben Abend mit dem Joggen angefangen. Ja, im Januar noch – und bis zum Start im Mai bin ich täglich, in den letzten sechs Wochen sogar morgens und abends, gejoggt. Nie ewig weit, zumeist nur 5-7 Kilometer. Aber als es dann endlich los ging, war ich fit wie nie zuvor.

Mai 2001

Willkommen bei Royal Nepal Airlines

17:00 Münster (Westf) Hbf – auf in´s Abenteuer. Knappe vier Stunden Zugfahrt habe ich vor mir. Die Freude über die gelungene Online-Reservierung währt nicht lange – das Abteil ist voll besetzt und der Pappkopp, der mir gegenüber sitzt, macht keine Anstalten seine langen Beine einzuziehen. Ansonsten ist zur Fahrt nichts bemerkenswertes zu sagen – außer daß der Zug pünktlich am Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens einfährt. Also erstmal den nächsten Rolli gegriffen und ab zum Check-In.

Terminal 1, Halle B, Counter 542 – die Dame sieht gelangweilt aus, alleine wie sie ist. Der Check-In wird von Lufthansa übernommen, anscheinend ist Royal Nepal Airlines nicht ganz so groß, wie das „Royal“ vermuten lässt. Tastsächlich erfahre ich später, dass RNA es nicht mal schafft, eigene Piloten auszubilden und sich daher gerne bei Österreichern bedient.

Das geht ja gut los – oder eben nicht

Genau 19,5 kg bringt mein Gepäck auf die Waage, es passt also gerade noch. Der Fensterplatz geht auch klar, allerdings hat sich der Flieger wohl etwas verspätet. Mittlerweile ist es kurz nach halb zehn. Trotz der Auskunft daß der Flug verspätet sein soll ist auf der Anzeigetafel nichts zu sehen. Also frage ich einfach mal nach. Aha, die wissen nicht, wo der Flieger gerade ist. Auch schön. Bei Royal Nepal ist auch keiner zu erreichen. Aber irgendwo bekomme ich mit, daß es wohl erst um 0:30 Uhr losgehen soll. Auch ist London im Gespräch. Häh? Es bleibt spannend.

Also laufe ich erstmal ziellos über den Flughafen – die Lufthansa hat durch den Pilotenstreik bei den Passagieren etwas gut zu machen und verteilt gratis Sandwiches und Softdrinks. Endlich wird ein Gate zugewiesen also nichts wie dorthin. Dort erwartet mich und die anderen Passagiere die Nachricht, daß es wohl erst nach London gehen wird, dann nach Dubai und dann erst nach Kathmandu. Dort würden wir dann so gegen 18:00 Uhr ankommen. Vielleicht aber auch später, Boarding Time ist nämlich doch erst um 01:30 Uhr, also knapp zwei Stunden nach ursprünglicher Abflugzeit. Abwarten.

11 Uhr MESZ – endlich in der Luft

Die letzte Nacht hatte es wirklich in sich. Nachdem wir um 02:00 Uhr dann doch in Richtung London-Gatwick gestartet waren setzten wir dann auch pünktlich um 03:10 Uhr mit einem soliden Hopser auf. Da dachte ich schon “Juhu, noch so eine Landung macht das Fahrwerk nicht mit”. Eine dreiviertel Stunde Aufenthalt wurde angekündigt, also erstmal raus aus dem Flieger. Na prima, nach London wollte ich schließlich schon immer mal. Die Eingeborenen von der Insel hielten es selbstverständlich nicht für notwendig uns die Transit-Lounge aufzuschließen, also durften wir uns auf den Boden setzten. Immerhin konnten wir um kurz vor vier wieder in die Maschine. Dort machte ich´s mir erstmal auf meinem Fensterplatz bequem, da ich schließlich irgendwann nochmal schlafen wollte.

Kurz nach sechs wache ich auf – immer noch in London. Soviel zum Thema 45 Minuten Aufenthalt. Um halb sieben dann Kindergekrähe, neue Passagiere kommen an Bord. Glücklich sehen die nicht aus, komisch, sie warten doch erst seit knapp 12 Stunden auf diesen Flieger. Durch den völlig durcheinander geratenen Flugplan haben die Briten uns vor 7:00 Uhr keine Starterlaubnis geben wollen. Danke dafür.

Was für ein Durcheinander

A propos durcheinander – das vorgesehene Abendessen wurde uns nun morgens um 8:00 Uhr kredenzt. Economy Standart. “Chicken süß-sauer” – eigentlich ganz passabel, aber morgens? Dazu einen Salat der wie eingeschlafene Füße schmeckt, ein pappiges Brötchen und ein Stückchen Kuchen; angesehen und ihn dann sicherheitshalber in seiner PVC-Folie belassen. Ab 8:00 Uhr habe ich dann in erster Linie rumgedöst, auf die Wolken unter mir geblickt und mich gefragt wo wir gerade sind. Das war dann auch das Unterhaltungsprogramm an Bord.

Als wir schließlich in Dubai aufgesetzt sind war ich von der sanften Landung so überrascht, daß ich ganz vergessen habe auf die Uhr zu schauen. Die Wanduhren habe ich mir dann aber doch angesehen, immerhin waren die ja auch von ROLEX. Daher sind in Dubai 45 Minuten auch 45 Minuten – nicht so wie in England. Ich hatte gerade mal Zeit mich nach dem Weg zur größten Duty-Free-Zone der Welt umzusehen, da mußten wir auch schon wieder an Bord. Aber beim Rückflug schlage ich zu.

Kathmandu

Endlich im Hotel! Mittlerweile ist es 0:15 Uhr Ortszeit und ich liege mit der Gewissheit im Bett bereits um 05:00 Uhr wieder aufstehen zu dürfen, da wir uns bereits um 05:30 Uhr auf den Weg nach Lukla machen. Aber mal ganz von vorne. Der Anflug auf Kathmandu war faszinierend, da man draußen kaum was sah. Außerhalb der Stadt ist es mit der Elektrizität nicht so weit her. Also Dunkelheit, unterbrochen von vereinzelten Lichtern von Höfen im Kathmandu-Tal. Dann auf einmal Licht und Aufsetzen. Das Flughafengelände. Der Flughafen hat zwar Strom, wirkt aber nicht so. Raus aus der Maschine, die Gangway runter und quer über´s Rollfeld zum Gebäude. Zum Glück ist der Tribhuvan International Airport klein genug daß man sich nicht hier verlaufen kann. Obwohl keiner der nicht-nepalesischen Passagiere damit gerechnet hat ist unser Gepäck da. Die Lufthansa hat sogar einen “FRAGILE”-Aufkleber dran gepappt – die wissen wohl warum…

Willkommen in Nepal

Sicherheitskontrolle und Immigration sind auch schnell durchquert also raus in die Nacht. Dort warten gefühlt 20 Millionen Gepäckträger und Taxifahrer. Da muß man höllisch auf sein Gepäck achten, die reißen´s einem mit ihrer überschwänglichen Freundlichkeite fast aus der Hand. Zum Glück entdecke ich das Schild des Reiseveranstalters und kämpfe mich mit meinem Trolly durch die Menge. Drei weitere Passagiere der Trekkinggruppe sind ebenfalls da, die beiden anderen Teilnehmerinnen sind bereits im Hotel, die werde ich dann morgen kennenlernen. Nachdem man uns zur Begrüßung Blumenketten umgehängt hat geht´s ab zum Mercedes-Kleinbus.

Hilfe! Hier herrscht Linksverkehr, alle meine Autofahrerinstinkte schlagen Alarm, ein total bescheuertes Gefühl ist das. Aber der Fahrer beherrscht sein Handwerk und kutschiert uns durch ein wahres Labyrinth aus Straßen und Gassen zum Hotel Harati. Sieht ganz nobel aus der Kasten. Jetzt noch fix einchecken, den Weckdienst für morgen, pardon, heute früh klarmachen und mal eben Geld tauschen. Nu aber ab ins Bett, in 4 Stunden geht´s los…

Mit dem Flugzeug ins Hochgebirge

Um 5:30 hatten wir uns in der Hotelhalle getroffen und uns auf den Weg zum Inlandsflughafen gemacht. Auch die beiden weiteren Teilnehmerinnen sind nun dabei, sie haben bereits eine einwöchige Tibettour hinter sich. Unser Gepäck macht zuerst Probleme – es sollten wohl nur 15 Kilo pro Person sein. Aber mit etwas Trinkgeld sehen die Mitarbeiter des Flughafens das nicht mehr so eng. Sehr vertrauenserweckend. Mit einer zweimotorigen Turboprop Typ “Twin Otter” soll es nun zu unserem Ausgangspunkt im Hochgebirge gehen. Die Crew besteht aus drei Personen – zwei Piloten und einer netten Flugbegleiterin. Ihr Job besteht eigentlich nur darin, darauf zu achten, dass immer nur einer auf die herausgeklappte Luke tritt (damit wir das Flugzeug nicht kaputt machen) und dann Watte und Bonbons zu verteilen. Watte gegen den Lärm und Bonbons gegen den Druck auf den Ohren…

Weiter per Helikopter

Der Ausgangspunkt für alle Touren in der Everest-Regionen ist der kleine Ort Lukla, bekannt eigentlich nur durch die dortige Piste, die an einem Ende durch eine solide Felswand, an dem anderen Ende durch eine ordentliche Schlucht begrenzt wird. Piloten, die hier bei Start oder Landung einen Fehler machen, machen diesen nur einmal.

Die Piste von Phaplu

Da Lukla nach Kathmandu das zweithöchste Flugverkehrsaufkommen in Nepal hat wird dort momentan eine Asphaltpiste gebaut, daher starten wir von Kathmandu zuerst starten wir in Richtung Phaplu. Das ist ein Kaff, das in erster Linie aus einer Schotterpiste auf einem Bergrücken in 2400 m Höhe besteht. Von dort ging´s dann per Helikopter weiter nach Lukla.

Trekking in Nepal – nun wird es ernst

Kurz nach 9:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. “Wir” das sind neben uns sechs wagemutigen Teutonen auch unsere Guides Krishna, Kedar und Prakash (der spricht Deutsch) sowie drei Sherpa, die jeweils zwei unserer Rucksäcke buckeln – unglaublich was die so schleppen. Zuerst ist es ein komisches Gefühl, dass jemand das Gepäck trägt, aber für die Porter ist das Tragen von Touristengepäck ein Glücksfall – die Alternative ist nämlich das Buckeln von Baumaterial.

Im Tal des Dudh Kosi

Los geht´s also, immer am Flusslauf des Dudh Kosi entlang. Auf dem Weg kommen wir an mehreren Gebetsfahnen und – mühlen vorbei (muß man drehen, bringt Glück), sowie an großen Steinen, die mit buddhistischen Schriftzeichen bemalt sind. Prakash versucht uns Aussprache und Bedeutung beizubringen, aber eher mit mäßigem Erfolg.

Phakding (ja, lacht nur)

Gegen 15:00 Uhr erreichen wir Phakding (2653 m), für den ersten Tag soll das wohl reichen, immerhin haben wir in der letzten Nacht kaum geschlafen. Nun erst mal Mittagessen: experimentierfreudig wie ich bin order ich sechs “Fried Vegetable Momos” – eine Art Frühlingsrolle in Ravioliform mit etwas spinatigem gefüllt und dann frittiert; was soll man sagen, nicht der Brüller aber doch ganz passabel. Beim Erkunden der Gegend finden wir die erste richtige Hängebrücke; von Schweizern gebaut, mit Stahlseilen fixiert und nicht gerade kurz. Erstmal antesten das Gerät, immerhin soll es uns am nächsten Tag auch noch tragen. Es klappt, die Schweizer können also doch mehr als Uhren und Schokolade.

Zum Abendessen donner ich mir dann eine ordentliche Portion “Fried Noodles with Eggs” rein, da kann man nix falsch machen. Danach noch die nächste Tagesetappe geplant, etwas gequatscht und ab in die Heia. Und das um 20:30 Uhr.

Im Sherpaland

Hängebrücke bei Phakding

Holla die Waldfee, da haben wir uns aber was vorgenommen: knapp 800 Höhenmeter gilt es zu überwinden bis nach Namche Bazar. Dazu geht es immer weiter am Dudh Kosi entlang, über Hängebrücken (Ich liebe diese Dinger!!!), die immer höher über den Fluß gespannt sind. Und immer wieder auf und ab. Irgendwie frustrierend ist es schon dass man, wenn man nach oben will erst mal absteigen muss – nur um anschließend umso höher zu steigen. Um 8:30 Uhr sind wir gestartet, nach drei Stunden machen wir in Jorsale halt zum Mittagessen und damit´s schneller geht bestellen wir alle dasselbe: “Fried Noodles with Vegetables”.

Inzwischen befinden wir uns auch schon im Sargarmatha National Park, der Eingang wird vom Militär bewacht – aber die Burschen machen einen recht friedlichen Eindruck. Und rechnen können sie auch nicht. Die Altersangaben, die sie anhand unserer Ausweise in die Permits eintragen weichen teilweise bis zu zehn Jahre von der Angabe im Ausweis ab.

Namche Bazar

Nach dem Mittagessen geht es also weiter, immer höher und immer den Fluß entlang, Bücken inklusive. Leider ist es etwas diesig, daher ist es mit der Sicht nicht weit her. In den kleinen Orten entlang des Weges begegnen wir immer wieder Kindern – heute ist schulfrei, Buddha hat Geburtstag. Mittlerweile geht´s nur noch bergauf, bis wir gegen 15:30 Uhr Namche Bazar (3440 m) erreichen, das Zentrum des Sherpalandes. Den restlichen Tag verbringt jeder für sich, ich z. B. gehe einkaufen. Zum Abendessen teste ich dann mal das Nationalgericht “Dhal Bhat” an: eine Riesenportion Reis (Bhat), über die man dann Gemüse und Linsensuppe (Dhal) kippt – einfach, aber durchaus lecker.

Namche Bazar und Hausberg Kongde Ri

Um 5:30 Uhr weckt mich die Sonne, leider eine Stunde zu früh. Also wage ich mich einfach mal ins Abenteuer und teste die Steh-Klos an. Bei einem Blick aus dem Fenster stelle ich fest, dass der Hausberg von Namche Bazar, der Kongde Ri (6187 m), völlig klar zu sehen ist. Überhaupt scheint das Wetter morgens immer erste Sahne zu sein, nachmittags bedeckt sich dann der Himmel dann und abends regnet es dann ab und zu mal. Nach dem Frühstück begeben wir uns auf unsere erste Akklimatisierungstour.

Gebetsfahnen oberhalb von Namche Bazar

Akklimatisierung

Das heißt wir steigen nach Khumjung auf und anschließend wieder nach Namche hinab um die nächste Nacht ebenfalls dort zu verbringen. Dann fällt der Aufstieg am kommenden Tag leichter. Also los: oberhalb von Namche liegt das National Park Visitor Center, wo man allerhand über die Geologie, Geschichte, Flora und Fauna dieser Region erfahren kann. Alles recht interessant, doch drinnen hält es mich kaum. Der Himmel ist völlig klar und hinter dem Gebäude ist ein Aussichtsplateau…

Der erste Blick

Der erste Blick auf den Everest, kaum zu sehen hinter der gewaltigen Lhotse-Wand

Chomolungma, Sargamatha, Dach der Welt oder einfach Mt. Everest – dort liegt er wie zum greifen nah…und doch noch einige Tagesmärsche entfernt.

An der Landepiste von Syangboche vorbei begeben wir uns zum Everest View Hotel – den Namen trägt es zurecht. Touristen ohne Zeit lassen sich bis Syangboche fliegen, werden dann zumeist auf dem Rücken von Yaks zum Hotel gebracht, da sie in der Höhe direkt die Auswirkungen spüren. Im Hotel werden dann Sauerstoffmasken angelegt, um Höhenkrankheit zu vermeiden. Dann der eigene Blick auf den Everest, eine Übernachtung (natürlich mit Sauerstoff) und schon geht’s für die wieder weg. Blödsinn. Aber das Hotel ist recht nett. Die heiße Zitrone, die wir uns genehmigen, kostet hier knapp zwei Mark. Bei dem Ausblick – da sollten sich die Alpengastronomen ein Beispiel dran nehmen.

Weiter geht’s den Berg hinauf; mittlerweile kommt man recht schnell außer Puste. Auf dem höchsten Punkt haben wir 3850 Meter erreicht, morgen müssen wir auf 3867 Meter nach Tyangboche aufsteigen, das wir vor der Kulisse von Everest, Lhotse und Ama Dablam bereits in der Ferne auf einem Bergrücken gesehen haben.

Namche Bazar von oben

Es folgt nun der Abstieg nach Khumjung (3790 m). In diesem Ort hat Sir Edmund Hillary, der Everest-Erstbesteiger, ein Schulzentrum errichtet. Ein Dorf weiter, in Khunde, liegt ein von ihm gegründetes Hospital. Nach dem Mittagessen machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Namche. Von oben hat man einen herrlichen Blick auf den hufeisenförmigen Ort…

Wechselhaftes Wetter

“Scheiße!” denke ich als ich um sechs Uhr aufwache. Draußen gießt´s in Strömen. Also raus aus dem Bett, Regenklamotten auspacken und den Rucksack wetterfest machen. Nach dem Frühstück brechen wir auf nach Tyangboche. Aber Pustekuchen mit Regen, der tobt sich mittlerweile woanders aus. Bedeckt und nebelig ist es aber immer noch, aber immerhin sind wir ja auch auf Höhe der Wolken. Natürlich geht´s erst mal wieder abwärts über Kyangjumo und Trashingo nach Phunki, wo wir unser Mittagessen einnehmen – Gemüsesuppe. Unterwegs erfahren wir, dass gestern ein Mann in Trashingo an AMS (Acute Mountain Sickness) gestorben ist – da macht man sich dann doch seine Gedanken…

Das Klo in Phunku ist das bisher abenteuerlichste. Ein Loch im Boden, zwei Windfangplanen drumherum und ein Bambusdach; aber da muß man durch, bzw. drauf oder auch drüber.

Das Kloster Thyanboche

Klosterbesuch

Nach dem Essen, so gegen 12:00 Uhr, machen wir uns an den Aufstieg, vorbei an wassergetriebenen Gebetsmühlen. Phunki liegt auf 3250 Metern, bis Thyangboche (3867 m) gilt es also 617 Höhenmeter zu überwinden. Um 14:00 Uhr erreichen wir den Bergrücken, auf dem das Kloster Thyangboche (oder auch Tengboche) liegt. Nachdem ich mit einem Unbekannten eine kleine Gitarren-Jam-Session (Juhu, hier gibt´s Gitarren) in unserer Lodge abgehalten habe nehmen wir an einer Zeremonie im Kloster teil. Leider ist die ganze Show recht undurchsichtig. Die Mönche sitzen in ihre Mäntel gehüllt auf soliden Kissen, murmeln irgendwelche Wörter und spielen dabei eifrig mit ihren Tröten, Rasseln und Trommeln (und das alles gleichzeitig), während wir ohne Schuhe an der Wand auf einem dünnen Teppich sitzen und frieren dürfen. Nach einem Besuch des Visitor Center inklusive eines Films über die Klostergeschichte geht’s zurück in die Lodge.

Rock’n Roll auf gut 4.000 Metern

Rock’n Roll im Kloster

Nach dem Abendessen folgt Jam-Session Nr. 2. Der Unbekannte heißt übrigens Jermaine und kommt aus West Virginia. Da kann ich natürlich nicht anders als spontan “Country Roads” zu spielen, sowie noch ein paar andere Klassiker: “Let it be” “Knockin´ on heavens door” – was man halt so kennt. Danach gaben die versammelten Nepalis (Koch, Guides, Porters, Nachbarn) ein paar Stimmungslieder zum besten, irgendwann ging dann auch der Tanz los. Ich nutzte die zweite Gitarre für die Percussion, Jermaine versuchte sich an Tellern, Tassen und Geschirr, die anderen klatschen…

Irgendwann habe sogar ich getanzt – körperliche Höchstleistungen in fast 4000 Metern Höhe – ich glaube ich bin akklimatisiert.

Die letzte Nacht war seltsam. Habe ich nun geschlafen oder nicht -ich weiß es nicht genau. Naja, aber in großer Höhe soll man eh schlecht schlafen können. Bereits vor dem Frühstück heißt es auf jeden schon Fall Fotos machen da das Wetter optimat ist. Um 7:45 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Pangboche, unserem wahrscheinlich nächsten Nachtlager. Um 9:30 Uhr sind wir schon da. Normalerweise sah der Plan den Aufstieg bis nach Pheriche auf 4412 Metern vor, um dort morgen wieder einen Akklimatisierungstag einzulegen.

Ama Dablam – eine echte Schönheit

Erneute Akklimatisierung

Auf Krishnas Vorschlag hin gingen wir dann doch nur bis Pangboche (3985 m) und machen uns nun auf den Weg zu einer Akklimatisierungstour zum Ama Dablam Base Camp auf 4500 Metern Höhe. Bei diesem Aufstieg merke ich bisher am stärksten den fehlenden Sauerstoff. Sandige und kiesige Steilhänge erschweren den Aufstieg zusätzlich. Aber wir schaffen es. Nach dem beschwerlichen Anstieg war der Abstieg eine Wohltat. Um 15:00 Uhr treffen wir wieder in unserer Lodge ein, dann wird relaxed und morgen geht´s rauf nach Pheriche.

Ein unangenehmer Tag

Was für ein beschissener Tag, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Montezumas Rache hat mich voll erwischt. Klar, dass dadurch mein ganzer Körper geschwächt wurde. Also erst mal Immodium rein; bei einer Pause kamen dann die schwarzen Punkte, also ab dafür mit dem Kreislaufstabilisator. Sicherheitshalber auch direkt mit Antibiotika anfangen.

Oberhalb von Pheriche, immer der Moräne des Khumbu-Gletschers entlang

Der Weg nach Pheriche ist also ziemlich hart, aber ich bin nicht der einzige, den’s erwischt hat. In der Pumori Lodge in Pheriche will man uns dann noch verschimmelten Toast andrehen – Nein Danke! Nachmittags heißt es dann für mich schlafen. Abends kommt auch noch Fieber dazu, also 2 Paracetamol rein und wieder ins Bett.

Weiter bis auf 5000 Meter

Horrido, ab in den nächsten Tag. Montezuma habe ich wohl durch die extreme chemische Keule des Vortages ausgeknockt. Los geht’s, auch dieser Tag verheißt anstrengend zu werden. Von Pheriche bis Lobuche sind immerhin knapp 800 Höhenmeter zu überwinden. Um 8:00 starten wir und wandern erst das Tal der Khumbumoräne hinauf bevor wir uns an den Aufstieg nach Thugla auf 4620 Metern machen. Dort angekommen stärken wir uns für den krassesten Teil in der Yak Lodge mit Tee und Keksen. Dann geht’s weiter rauf bis zu einem Plateau auf dem Gedenksteine für am Berg gebliebene Gipfelstürmer stehen. Zum Beispiel für Scott Fischer (Mai 96) oder einen jungen Mann, Michael Matthews.

„Michael Matthews (Age 21) Lost on descending the summit of Mt. Everest“

Das “8000 Inn Hotel” liegt in Upper Lobuche, also oberhalb des Ortes, in einem engen Seitental, angeschlossen an eine italienische Forschungsstation (der höchsten der Welt) in 5050 Metern Höhe. Nachmittags steigen wir dann sicherheitshalber noch auf ca. 5200 Meter auf. Ich habe zwar leichte Kopfschmerzen, aber dafür gibt’s ja Thomapyrin. Kurz vor dem Abendessen haben wir noch Gelegenheit uns die Station von innen anzusehen. Was soll ich sagen. Da das wissenschaftliche Personal am nächsten Tag abreist ist außer ein paar Kisten nicht mehr viel zu sehen. Immerhin lässt sich der Stationsleiter Pietro dazu herab ein paar Worte an uns zu richten. Abends haue ich mir dann meine erste Diamox innen Schacht – rein prophylaktisch natürlich. Sehr verwirrend eigentlich – in großer Höhe dehydriert man schnell, was zu AMS führen kann. Diamox soll angeblich AMS vorbeugen, verursacht andererseits aber auch Harndrang…

8000 Inn – italienische Forschungsstation und Lodge in knapp 5.000 Metern Höhe

Zimmer mit Heizung

Abgesehen von den drei Klogängen dank Diamox und dem kläffenden Stationsköter, der uns gestern Nachmittag noch so sympathisch war, war das eine ganz angenehme Nacht. Sogar auf Matrazen in geheizten Räumen. Dieser Laden fällt immerhin in die Kategorie Hotel. Da kann man´s ganz gut verschmerzen, dass die Dusche aufgrund frischer Kachelung nicht zu benutzen war. Um 7:45 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Gorak Shep auf 5288 Metern. Ein Gruppenmitglied geht es immer schlechter (AMS) und entscheidet sich umzukehren und gemeinsam mit Prakash nach Pheriche. Gegen 10:00 Uhr erreichen wir Gorak Shep. Nachdem wir uns mit Pellkartoffeln und Hot Lemon gestärkt haben entscheiden wir uns die Besteigung des Kala Patar direkt in Angriff zu nehmen. Das Wetter ist optimal, der Tag auch noch nicht zu weit fortgeschritten.

Aufstieg zum Kala Patthar

Kala Patthar Südgipfel (5.545m) – es ist übrigens der kleine „Hügel“ vor dem Pumori

Nur noch knapp 250 Höhenmeter trennen uns von unserem Ziel, aber jeder Schritt über 5000 Meter ist verdammt anstrengend. Bereits nach dem ersten starken Anstieg haben wir den berühmten Blick auf Everest und Nuptse. Auf halber Strecke gibt noch ein Gruppenmitglied auf und beschließt zu warten, bis wir zurück kommen. Also weiter. Der Weg wird immer steiniger. Zum guten Schluß muß ich dann noch ein kleines Stück kraxeln. Die letzten 100 Meter sind die schwersten meines Lebens. Alle drei, vier, fünf Schritte stoppe ich um nach Luft zu schnappen. Der Körper schreit geradezu um Gnade. Da fragt man sich dann doch wie es den Cracks in 8000 Metern ergehen muß – unglaublich.

Auf dem Dach der Welt

Auf dem Dach der Welt – oder nahe dran

Gegen 13:00 Uhr Ortszeit stehe ich endlich 5545 Meter über dem Meeresspiegel, der Himmel ist strahlendblau und um herum ragen die Eisriesen majestätisch auf: Pumori direkt hinter mir, dann Lingtren und Khumbutse, und vor Everest und Nuptse dann der Einschnitt von Lho La, dem Paß nach Tibet.

Diesen Augenblick kann ich nicht beschreiben, daher versuche ich es auch gar nicht erst.

Auf dem Gipfel des Kala Patthar (5.545m)

Am Fuße des Khumbu-Eisfalls ist das Everest Base Camp zu erkennen. Mal sehen, ob wir dort morgen noch vorbei schauen. Aber nun müssen erst mal die ganzen Fotos gemacht werden. So gegen kurz vor zwei kommen die Wolken – in ihrem Schatten wird’s von jetzt auf gleich saukalt und auch der Wind erreicht auf so einem ungeschützten Gipfel ziemliche Geschwindigkeiten. Also Jacke an, Yakwollmütze auf und runter vom Berg. Gegen 15:00 Uhr treffen wir wieder in Gorak Shep ein. Dort wird selbstverständlich erst mal das Mittagessen nachgeholt und dann relaxed. Um 19:00 Uhr fängt´s auch noch an zu schneien. Macht uns aber herzlich wenig, da wir uns bereits um 20:00 Uhr in unsere Kojen schwingen.

Und so verbringe ich meine wohl höchste Nacht auf Erden: in langer Thermounterwäsche in einem guten, nur das Gesicht freilassenden Schlafsack, meine Yakwollmütze auf dem Kopf, mir den Arsch abfrierend, da mich von minus zehn Grad Außentemperatur nur eine dünne Sperrholzwand trennt – kein Wunder, dass mein Atem dabei kodensiert…

Verzicht auf das Base Camp

Um 5:30 Uhr reißt mich der Wecker unsanft aus Träumen von wärmeren Gefilden. Kein Wunder, immerhin haben wir auch in einer Gefriertruhe geschlafen. Eigentlich steht heute das Base Camp auf dem Programm, doch dazu kann ich mich nicht durchringen. Mein Ziel war die Besteigung des Kala Patar – und das Ziel habe ich erreicht. Nun noch weitere fünf Stunden zu gehen, nur um ein paar Zelte zu begucken? Und danach noch knapp 1000 Höhenmeter bis nach Pheriche absteigen? Muß nicht sein.

Also machen wir uns zu zweit an den Abstieg, während die anderen zum Base Camp aufbrechen. Abends ist dann die ganze Truppe wieder vereint und plötzlich steht ein Liter Jim Beam auf dem Tisch – endlich Sprit. Für uns, die Porter und die Guides – alles in allem ein gelungener Abend.

Fünf vor sechs geht der Wecker, mir ist kalt, daher beschließe ich noch etwas liegen zu bleiben. Nachdem ich mich dann doch zum Aufstehen durchgerungen habe packe ich meinen Rucksack. Da wir in wärmere Gefilde absteigen natürlich die warmen Sachen nach unten. Danach begebe ich mich frohgemut aus meinem fensterlosen Zimmer durch den fensterlosen Flur zum Klo. Neben dem Klo ist die Tür der Wohnbaracke. Gutgelaunt werfe ich einen Blick nach draußen – ins krasseste Schneetreiben überhaupt. Also zurück ins Zimmer, Schnee- und Regenkleidung raus und den Rucksack wetterfest gemacht.

Zurück nach Namche Bazar

Nach dem Frühstück dann raus in die Suppe. Einige Höhenmeter tiefer wurde aus dem Schnee dann schließlich Regen, ist aber leider auch nicht unbedingt besser. Unser Mittagessen nehmen wir in Thyangboche ein, laut Plan sollten wir auch hier übernachten, aber aufgrund unserer Erfahrungen mit dem örtlichen Sanitärsystem haben wir uns dagegen entschieden. Rast machen wir erst in Sanasa (3450 m ), auf halber Strecke zwischen Thyangboche und Namche Bazar.

Rhododendron-Wald bei Sanasa

Dort angekomen hänge ich erst mal meine Klamotten zum trocknen auf. Damit hätten wir dann schon wieder beinahe 1000 Höhenmeter überwunden. So sind wir in zwei Tagen von der kargen, steinigen Landschaft des Khumbu-Gletschers ( > 4500 m ) und den ersten Gräsern, Sträuchern und Bäumen ( > 4000 m ) bis zu den staatlichen Rhododendron- Wäldern hier bei Sanasa abgestiegen. Blumen-Freaks würden hier abdrehen, da bin ich mir ziemlich sicher…

Manch ein Yak wäre auch lieber in der warmen Lodge

Yaks müssen draußen bleiben

An unserem vorletzten Trekking-Tag scheint uns der Wettergott Indra wieder wohlgesonnen, so dass wir im Freien frühstücken können. Für die Morgenanimation sorgt ein Yak, das unbedingt in die Lodge möchte, aber immer wieder verscheucht wird. Um 8:00 Uhr beginnen wir mit dem Abstieg nach Namche Bazar. Dort komme ich endlich dazu meine Postkarten loszuwerden. Krishna begleitet mich zur Post. An einem unscheinbaren Türstock zwischen den ganzen Andenkenbuden steht mit Kreide “Post Office”. Drinnen stehen Tragekörbe und Stapel voller Brennholz – und eine Leiter. Krishna bedeutet mir dort hinaufzuklettern.

Oben angekommen treffen wir auf drei Männer die Karten spielen. Die Post habe momentan eigentlich geschlossen, aber ich solle meine Karten einfach mal da lassen wird mir erklärt. Wo ich nun schon mal da bin tue ich das dann auch – mal sehen wann sie ankommen. Die restliche Zeit, die mir in Namche noch bleibt verbringe ich mit einkaufen – unter anderem erstehe ich bei einem deutschen (!) Bäcker ein Rosinenbrötchen; lecker!

Abschied vom Sherpaland

Played it ‚til my fingers bled…

Kurz bevor wir den Nationalpark verlassen kippen wir uns in Jorsale noch fix eine Nudelsuppe zum Mittag ein. Kurz vor drei erreichen wir schließlich Phakding, wo wir bereits auf dem Hinweg übernachtet haben. Da wir uns am Abend dann doch wohl ein Bierchen gönnen wollen gehe ich nach 10 Tagen zum ersten Mal wieder duschen – eine Wohltat. Aus dem Bierchen werden dann bei mir drei 0,65 San Miguel und bei der anschließenden Party (wieder mit Gesang und Tanz) schaffe ich es mir meine erste Verletzung zuzuziehen: an der Gitarre des Wirtes spiele ich mir die Finger blutig…

An diesem letzten Trekkingtag haben wir nur die Strecke von Phakding bis nach Lukla zu überwinden, was uns auch in knapp drei Stunde gelingt. Nach dem Mittagessen heißt es dann Abschied nehmen von der Trägermannschaft und für mich auch von Kedar und Prakash, weil es nicht sicher ist, dass ich sie in Bhaktapur wiedersehe, da sie von Lukla aus laufen müssen.

Der Heliport von Lukla

Den Nachmittag verbringen wir mit Streifzügen durch den Ort und ich sehe mir besonders die Flughafenbaustelle und den Heliport genauer an. Zäune gibt’s hier kaum, und wenn, dann haben sie Tore, die offen stehen. Somit kann man sich alles genau ansehen. So wie in Lukla gebaut wird erkennt man den Ort in fünf Jahren wahrscheinlich nicht wieder.

Zurück im Kathmandu-Tal

Helikopter Anflug auf Lamidada

Um 5:30 Uhr heißt es raus aus den Federn, Kaffee rein und rein in den Helikopter. Cool, ich kann vorne sitzen. Um 6:45  Uhr heben wir ab, allerdings nicht wie geplant nach Phaplu, sondern nach Lamidada. Durch das nächtliche Gewitter ist die Piste von Phaplu nicht in Betrieb, ich schätze mal sie ist ein einziger Schlammfleck. Der Vorteil dabei ist, dass der Hubchrauberflug fast doppelt so lange dauert. Aber auch Lamidada ist nur ein Kaff, mitten im Nirgendwo auf einem Bergrücken thronend. Aber das Flugwetter ist bestens. Von Lamidada geht’s dann wieder mit einer Twin Otter zurück nach Kathmandu.

Unser Pilot ist kein geringerer als der berühmte Col. Madan K.C., der 1996 bei der IMAX- Expedition den schwer verletzen Beck Wheathers aus knapp 6000 Metern Höhe ausgeflogen hat – eine Höhe, in der Hubschrauber normalerweise gar nicht mehr fliegen können. Nun hat dieser Mann seine Militärkarriere mit dem angenehmen Leben eines zivilen Flugzeugpiloten, der auch noch Werbung für Mount Everest Whisky macht, getauscht. Auch schön.

Bhaktapur

Bhadgaon Guest House – das erste Haus am Platz in Bhaktapur

Wäre in Nepal nichts erhalten, außer dem Königsplatz von Bhadgaon (Bhaktapur), er wäre immer noch eine Reise um den halben Erdball wert, um ihn zu sehen. – Edward Alexander Powell

Von Kathmandu bringt uns ein Kleinbus ins “Bhadgaon Guest House” nach Bhaktapur, eines der, laut Dumont Reiseführer, besten Hotels der Stadt. Macht auch ziemlich was her, der Kasten, so direkt am Tempelplatz. Nach einem ausgiebigen Frühstück werfe ich mich unter die Dusche und stürze mich dann ins Abenteuer ‚Einkaufen‘; jeder Nepali will mir irgendetwas andrehen, Teppiche, Silber- und Metallwaren, Mandalas, Schmuck, Tee und und und…- feilschen darf man natürlich nie vergessen!

Da für den nächsten Tag eh eine Stadtführung angesetzt ist verschiebe ich das Bestaunen der Bauwerke auf morgen und widme mich in erster Linie den Händlern in der Nähe des Hotels. Um 18:00 Uhr treffen wir uns alle zum gemeinsamen Abendessen wieder. Dazu gehen wir in ein Restaurant am Dattatraya Square und hauen uns ein landestypisches Gericht rein; landestypisch allerdings für Italien, nämlich überbackene Maccheroni. Während des Essens dürfen wir auch die faszinierende Stromversorgung von Bhaktapur kennen lernen. Immer mal an und wieder aus…

Der Durbar Square in Bhaktapur von der Dachterrasse des Bhadgaon Guest House

Nächtliche Ruhestörung  – die aber Glück bringen soll

Die Nähe zum Tempelplatz sorgt insofern für eine unterhaltsame Nacht, als das an den Tempeln viele Glocken hängen, die die Gläubigen zu jeder Tages- und vorzugsweise auch Nachtzeit kräftig schlagen. Zudem beginnt der Tag hier bereits um vier Uhr morgens, wenn die Händler ihre Stände aufbauen – und ich wollte an meinem letzten Tag doch ausschlafen. Da ich ja eh wach bin kann ich auch um 8:00 Uhr frühstücken. Gegen Mittag nehmen wir dann noch an einer Stadtführung teil, die mehr schlecht als recht ist. Zudem gießt es in Strömen, so dass wir uns eh die meiste Zeit irgendwo unterstellen müssen. Den Rest des Tages verbringe ich mit packen und wieder umpacken.

Abschiedsessen

Pünktlich um 19:00 Uhr komme ich auf die Dachterasse zum traditionellen Abschiedsessen, pünktlich genug um festzustellen, dass sich die anderen gerade ihr drittes Carlsberg reinschrauben – da heißt es fix auch eins bestellen. Das traditionelle Abschiedsessen besteht natürlich aus Dhal Bhat, allerdings in einer 1 A Version: eine große Platte für jeden, mit einer Portion Reis sowie vier Schälchen mit Linsensuppe, Gemüse, Pickles, Chicken Curry (endlich Fleisch!!) sowie einem Schälchen Joghurt zum Dessert. Nach dem Essen werden Adressen getauscht und ich lasse den Everest-Whisky kreisen. Schließlich der obligatorische Abschied…

Um 22:30 Uhr liege ich im Bett und freue mich doch allmählich wieder auf die vertrauten Gefilde.

Ab nach Hause

Mit finnischer Präzision weckt mich mein Nokia-Handy pünktlich um 4:25 Uhr. Da schon so ziemlich alles gepackt ist kann ich’s gediegen angehen lassen, lange duschen und so. Um zehn nach fünf steht Krishna vor meiner Tür, es geht los zum Flughafen. Sowohl in Bhaktapur als auch in Kathmandu sind die Leute schon wieder richtig auf der Straße, die Kühe sowieso.

Am Flughafen verabschiede ich mich dann auch noch von Krishna. Nachdem ich mich erfolgreich gegen ein paar aufdringliche Träger zur Wehr gesetzt habe warte ich darauf, dass dieser Flughafen endlich seine Pforten öffnet – das ist um 6:00 Uhr. Endlich können wir rein und müssen erst mal unsere Gepäckstücke durchleuchten und versiegeln lassen. Anschließend geht’s zum Check-In. Der RNA-Angestellte hätte die Flughafengebühr gerne in Dollar, aber damit kann ich leider nicht dienen.

Auf geht’s nach Hause

Eine Etage höher passiere ich die Visa-Kontrolle und begebe mich in den Wartebereich. Dort haue ich noch meine letzten Rupien auf den Kopp, um mir im Flieger mit Salzletten und zwei Stangen Mentos so richtig die Dröhnung zu geben.

Security ohne Strom

Beim Security-Check muß ich meine Kameratasche netterweise nicht in die Strahlenkanone packen, da diese momentan keinen Strom hat; dafür gibt’s aber ne nette per-Hand-Abtastung – da werden Stadiongefühle wieder wach. Also auf zum Gate und später hinein in den Flattermann. Mit gerade mal einer halben Stunde Verspätung hebt die Boeing schließlich ab – Tschüss Nepal…

Dubai! Mal wieder der Luxusairport schlechthin. 45 Minuten sind eine relativ kurze Zeit um von Bord zu kommen, durch die Kontrollen in die Duty-Free-Zone, sich bei dem Angebot zurechtzufinden und im Kaufrausch seinen Flieger nicht zu verpassen.

Frankfurt, 17:00 Uhr Ortszeit, der Flieger landet pünktlich. Wer hätte das für möglich gehalten? Ich jedenfalls nicht, denn ich habe sicherheitshalber meine Eltern als Abholservice engagiert, damit ich nicht hier festsitze. Also ab Richtung Heimat, am nächsten Tag ruft bereits wieder die Arbeit…

Fazit

Diese Reise war ein eindrucksvolles Erlebnis, an das ich mich mein Leben lang erinnern werde. Ich glaube kaum, dass es viele Erlebnisse gibt, die ein Trekking in Nepal toppen können. Umgeben von diesen majestätischen Bergen fühlt man sich selbst klein und unbedeutent. Auf dem Dach der Welt wirkt vieles so einfach und unbeschwert. Auch wenn Nepal zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, wirken die Einwohner – insbesondere die Sherpa – durchaus zufrieden und glücklich.

Aber als Tourist sieht man auch nicht alles – drei Wochen nach meiner Rückkehr hat der Kronprinz seine Familie massakriert und damit eine Staatskrise ausgelöst.

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