Schon mal in Bonn gewesen? Bonn, Sitz von Telekom, Post und immer noch einigen Bundesministerien klingt nicht gerade nach einem Hotspot. Aber abgesehen davon, dass Bonn eine traditionsreiche Universitätsstadt ist, war die Stadt am Rhein immerhin 50 Jahre Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland. Zeit für einen Kurzbesuch. Als treuer Accor-Kunde war ich im ibis Bonn untergekommen.
Was kann Bonn?
Zugegeben – Anfang Dezember ist nicht unbedingt die ideale Reisezeit für einen Städtetrip, aber da sich der Touristenansturm auf die Weihnachtsmärkte konzentrierte, war es sonst recht ruhig. Die Innenstadt habe ich also gemieden und mich eher auf das ehemalige Regierungsviertel und die „Museumsmeile“ konzentriert. Einen umfassenden Reisebericht zu Bonn kann ich demnach nicht bieten, zeige aber gerne die Punkte, auf die ich mich konzentriert habe.
Weg der Demokratie
Das ehemalige Regierungsviertel direkt am Rhein entdeckt man am besten zu Fuß, entlang dem Weg der Demokratie. Dieser führt vorbei am ehemaligen Bundestag, Bundesrat, dem Abgeordnetenhaus „Langer Eugen“ (mittlerweile UN-Campus) sowie diversen Ministerien. Entspannter kann man eine Politik-Lehrstunde nicht angehen.
Haus der Geschichte
Das historische Erbe der BRD wird im Haus der Geschichte bewahrt. Ob es nun der Dienst-Mercedes von von Konrad Adenauer ist oder das Handy vom damaligen BILD-Herausgeber Kai Dieckmann, auf dessen Mailbox der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff den Anfang vom Ende seiner Dienstzeit eingeleitet hat. Aufgebaut nach Epochen deutscher Nachkriegsgeschichte bietet das Haus der Geschichte ein ausführliches und beeindruckendes Zeitzeugnis.
Kanzlerbungalow
Vom Haus der Geschichte starten geführte Rundgänge durch den ehemaligen Kanzlerbungalow. Dieser ist sonst nicht frei zugänglich, da er auf dem Gelände des ehemaligen Kanzleramts (nun erster Dienstsitz des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hinter dem Palais Schaumburg liegt.
Was soll ich sagen – gebaut von Ludwig Erhard zur Zeit des Wirtschaftswunders versprüht die Architektur den Charme der 50er Jahre. Innen wird es noch heftiger, ist die Einrichtung doch noch original aus der Ära Kohl; insbesondere im privaten Bereich stehen noch Möbel der Familie Kohl. Dort zu wohnen, war aber sicher kein Spaß. Nichtsdestotrotz wurde im Kanzlerbungalow Geschichte geschrieben. Ob der Entschluss zu Brandts Ostpolitik oder die Einigung über die deutsche Einheit, die Kohl und Gorbatschow, nur von einem Dolmetscher begleitet, beim Spaziergang im Garten aushandelten. Und im Wohnzimmer steht noch immer das Klavier von Helmut Schmidt…
Bundeskunsthalle Bonn
Die „Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland“ so der offizielle Titel ist ein Kunstmuseum an der Museumsmeile. Speziell als Ausstellungshalle tituliert, verfügt die Bundeskunsthalle nicht über eine eigene Sammlung, sondern bietet eine regelmäßig wechselndes Programm. Bei meinem Besuch gab es z.B. im Erdgeschoss eine umfangreiche Ausstellung eines dort durchgeführten Streetart-Projekts, während im Obergeschoss in der Ausstellung „Japans Liebe zum Impressionismus – von Monet bis Renoir“ der Einfluss französischer Impressionisten auf japanische Künstler gezeigt wurde – eine echt faszinierende Zusammenstellung. Bei einem Besuch in Bonn empfehle ich daher immer vorher zu schauen, was in der Bundeskunsthalle gerade für Ausstellungen stattfinden – denn auch Wanderausstellungen von Weltrang machen dort regelmäßig Station.
Fazit
Von der „eigentlichen“ Stadt Bonn habe ich nicht viel gesehen – aber das, was ich sehen wollte, habe ich gesehen. Und im Grunde genommen würde ich jedem mal wenigstens einen Besuch im Haus der Geschichte nahe legen.