Die Alte Pinakothek in München zählt zu den bedeutendsten Kunstmuseen Europas. Wer sich für europäische Malerei begeistert, sollte diesen Ort unbedingt besucht haben – hier treffen Altmeister auf faszinierende 19. Jahrhundert-Highlights in einer unglaublichen Konzentration.
Rund 700 Gemälde aus dem 14. bis 18. Jahrhundert erwarten dich in 19 Sälen und zahlreichen Kabinetten. Die Namen, die hier vertreten sind, klingen wie aus einem Kunstgeschichtsbuch: Dürer, da Vinci, Raffael, Tizian, Rubens und Rembrandt. Diese Dichte an Meisterwerken findest du sonst nur in London oder Paris.
Das Gebäude selbst stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde von Leo von Klenze entworfen. Nach schweren Kriegsschäden wurde es behutsam wiederaufgebaut und bildet heute Teil des Kunstareals München – perfekt gelegen, nur wenige Minuten vom Königsplatz entfernt.
Albrecht Dürers berühmtes Selbstbildnis im Pelzrock von 1500 ist zweifellos ein Highlight. Im Original entfaltet dieses Werk eine fast irritierende Präsenz – die technische Brillanz, der selbstbewusste Blick und die fotorealistische Detailgenauigkeit wirken unmittelbar auf den Betrachter.
Neben Dürer beherbergt die Dauerausstellung weitere Meisterwerke: Leonardos „Madonna mit der Nelke“, zentrale Werke von Raffael, Tizian, Rubens und Rembrandt. Viele dieser Bilder sind Schlüsselwerke der europäischen Kunstgeschichte – die Klassiker, die du aus Schulbüchern kennst, jetzt live vor dir.
In mehreren Sälen nutzt das Museum eine klassische „Petersburger Hängung“ – Gemälde stapeln sich in mehreren Reihen bis zur Decke. Das ergibt ein spektakuläres, fast barockes Bild. Bei großen Formaten kann das aber visuell überwältigend wirken.
Das bedeutet für deinen Besuch: Du siehst unglaublich viel, solltest aber aktiv auswählen, was dich besonders interessiert. Tipp: Markiere dir vorab einzelne Highlights oder nutze eine der Überblicksführungen, um nicht die Orientierung zu verlieren.
Die aktuelle Hängung sortiert Teile der Sammlung eher thematisch als chronologisch. Das kann spannend sein, wenn sich Motive und Bildtypen über Jahrhunderte vergleichen lassen. Allerdings wirken die vielen biblischen Szenen, Altarbilder und höfischen Porträts nach einiger Zeit etwas eintönig – besonders die zahlreichen ähnlich angelegten Herrschaftsporträts.
Das absolute Highlight des Besuchs ist derzeit die Präsentation von Meisterwerken der Neuen Pinakothek im Erdgeschoss. Weil die Neue Pinakothek bis voraussichtlich 2030 saniert wird, sind rund 90 Hauptwerke des 19. Jahrhunderts hier ausgelagert.
Unter Titeln wie „Von Goya bis Manet“ und „Von Turner bis van Gogh“ erleben du Meisterwerke vom Klassizismus und der Romantik bis zur frühen Moderne: Manet, Monet, Degas, Cézanne, van Gogh und Gauguin. Der Kontrast zwischen den Altmeistern oben und den Impressionisten unten sorgt für eine unglaublich abwechslungsreiche Erfahrung.
Anfahrt: Die Alte Pinakothek liegt im Münchner Kunstareal an der Barer Straße 27 und ist problemlos mit Tram, Bus und U-Bahn zu erreichen (U-Bahn: Odeonsplatz).
Besuchsdauer: Plane mindestens zwei Stunden ein. Wenn du beide Ebenen plus Erdgeschoss intensiv erkunden möchtest, brauchst du deutlich mehr Zeit.
Eintritt: Der reguläre Eintritt liegt bei etwa 7–9 Euro. Besonders attraktiv: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt, und sonntags kostet der Besuch nur 1 Euro.
Tipp für Kunstinteressierte: Es gibt eine Museums-WebApp mit Audiotouren und thematischen Routen, die dir hilft, dich in der Sammlung zurechtzufinden.
Die Alte Pinakothek ist definitiv ein Pflichttermin für alle, die europäische Malerei lieben und die großen Namen der Kunstgeschichte im Original erleben möchten. Kleine Abzüge gibt es für die teilweise übervolle Hängung und die thematische Präsentation, die nicht immer selbsterklärend wirkt.
Mit einer klugen Mischung – konzentrierter Blick auf ausgewählte Altmeister oben, frische Luft bei van Gogh und Monet unten – wird dein Besuch aber garantiert zu einem rundum gelungenen Museumstag. Die aktuelle Situation, bei der du Alte und Neue Pinakothek quasi unter einem Dach erleben kannst, ist ein Glücksfall: Du bekommst ein außergewöhnlich dichtes Konzentrat europäischer Kunstgeschichte an einem Ort.