Wanderurlaub sollte es sein – aber leichter gesagt, als getan. Der Norden war für eine Woche zu weit, der Westen und Süden zu teuer und / oder langweilig. Blieb also der Osten. Da entsann ich mich des Rates zweier Nepal-Mitreisender: die Hohe Tatra war zu Ostblock-Zeiten die Wanderregion schlechthin und ist nach wie vor ein Quasi-Geheimtipp. Also kein direkter Geheimtipp mehr, aber im Prinzip wie die Alpen – nur nicht so mit Skiliften und Hotels zugebaut und ohne asiatische Reisegruppen.
Bratislava
Die erste Herausforerung bestand darin, dorthin zu kommen. Wenn man nicht selbst fahren möchte, bleibt nur die Bahn ab Bratislava. Da Direktflüge nach Bratislava aber eher rar sind, ging es mit dem Flieger nach Wien und von dort die überschaubare Strecke per Transfer in die slowakische Hauptstadt.
Was soll ich sagen – zur Zeiten der Tschechoslowakei stand Bratislava wohl immer im Schatten von Prag, aber völlig zu unrecht. Es ist eine klassische K.u.K.-Stadt, bedingt sicher auch durch die Nähe zu Wien. Also eine weitestgehend im Krieg verschonte Altstadt mit vielen wunderschönen Gebäuden. Dann noch die Lage an der Donau, wo u.a. auch mein Hotel (bzw. Botel) war – ein Extrapunkt für die Stadt.
In die Hohe Tatra
Also einen Tag und eine Nacht in Bratislava und am nächsten Tag dann mit der Bahn weiter bis nach Strbske Pleso, einem Kurort direkt an der polnischen Grenze. Früher der Nomenklatura vorbehalten, steht dieser weitestgehend autofreie Ort nun allen Besuchern offen. Ort trifft es nicht ganz, im Prinzip sind es nur ein paar Hotels, die sich um den ebenfalls Strbske Pleso benannten See gruppieren.
Wandern in der Hohen Tatra unterscheidet sich sehr von den Alpen. Insbesondere ist die wunderschöne Landschaft nicht zugebaut, die wenigen Touristen reisen zumeist individuell und nicht per Reisebus an und bei den Preisen hat man nicht das Gefühl, dass man gerade ausgeraubt wird.
Die örtlichen Hotels haben so ziemlich alle einen umfangreichen Wellness-Bereich, so dass man nach einen vielleicht auch mal anstrengenden Wandertag abends die müden Knochen entspannen kann. Diese Kombination aus Aktivurlaub, Ruhe und Entspannung war eine echte Wohltat.
Wer etwa mehr als nur einfaches Wandern möchte, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Sowohl einer der höchste Gipfel der Slowakei, der Krivan (2.494m) als auch der höchste Berg von Polen, der Rysy, sind jeweils innerhalb einer Tagestour zu ersteigen. Insbesondere der Krivan wird von vielen Slowaken bestiegen, so dass es sich beim Auf- und Abstieg an einigen Stellen schon mal stauen kann.
Fazit
Die Hohe Tatra ist eine echt schöne Alternative zu den Alpen. Die Anreise ist zwar etwas komplizierter, aber dafür kann man mehr Ruhe genießen.