Wenn ich schon nicht nach Palermo komme, dann doch wenigstens in die zweitgrößte Stadt Siziliens: Catania.
Von Recanati ist es mit dem Bus eine gute Stunde zum Bus Terminal von Catania. Hin und zurück für EUR 6,90 – da kann man nicht meckern. Vom Busbahnhof sind es dann aber immer noch gut 20 Minuten Fußweg in die Stadt. Aber das kann man nach einer Stunde sitzen sicher auf sich nehmen.
Piazza del Duomo
Ich habe mich sehr schnell Richtung Duomo orientiert, da sich der dortige Platz sehr gut als Ausgangsbasis eignete. Kaum angekommen, wurde ich auch schon von einer Verkäuferin der Hop On/Hop Off-Busse angesprochen, die es ja mittlerweile in fast jeder touristischen Stadt gibt. Ein österreichisches Paar im Hotel hatte mir diese Tour empfohlen, trotzdem habe ich erstmal dankend abgelehnt, da ich zuerst noch ein wenig selber durch die Straßen schlendern wollte. Zuerst habe ich mir aber den Platz mal genauer angeschaut – insbesondere der Brunnen ist sehenswert. Ein aus Lava gehauener Elefant, der zudem einen Obelisken trägt. Echt schräg.
Dominierend auf dem Platz ist die Kathedrale von Catania; da vor der Tür allerdings zwei Leichenwagen standen, habe ich auf einen Besuch mal verzichtet. Wer weiß, welcher Pate dort das letzte Geleit bekam…
Da das Wetter mitspielte und der Platz voll von interessanten Leuten war, habe ich die nächste Zeit damit verbracht, bei einem Café Americano und einer Cannolo mir die Leute anzuschauen. Und natürlich die fliegenden Händler abzuwehren, die es dort leider zuhauf gibt. Da lobe ich mir Taormina – auch da wird man als Tourist „ausgeraubt“, aber dann doch wenigstens in anständigen Ladenlokalen.
Erlebnis Busfahrt
Um mir dann doch noch ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen, nahm ich dann die nächste Gelegenheit wahr, diese Hop on / Hop off-Tour zu machen. In vielen Städten war ich damit sehr zufrieden; insbesondere, wenn man wenig Zeit hat.
Zuerst brauchte ich aber ein Ticket. Also bin ich auf die nächstbeste Verkäuferin zugesteuert. Oha, das hätte ich mal lieber nicht gemacht. Wie ein Blitz kam die Verkäuferin, die mich ursprünglich angesprochen hatte über den Platz gestürmt und riss dazu noch einen weiteren Kollegen – wahrscheinlich den Vorarbeiter – dazu. Dann begann sie in rasendem Italienisch auf die Kollegin einzureden und auf mich zu deuten. Ich denke mal, sie wollte diesen Ticketverkauf bei sich verbucht haben… naja, mir war es egal. Aber endlich gab es mal italienische „Lebensfreude“ zu sehen.
Los ging die wilde Fahrt. Inhaltlich leider etwas enttäuschend, da man nur ein wenig durch den Kern von Catania und dann an der Küste entlang fuhr, in Aci Castello wendete und zurück fuhr. Dann noch etwas Stadt und fertig. Alles in allem 80 Minuten. „Hop off“ wollte ich mir nicht antun – die Taktung liegt bei einer Stunde und die wollte ich nicht irgendwo an einem 08/15-Aussichtspunkt festhängen.
Dafür war das Fahrtentertainment umso schöner. Wichtigstes Bauelement des Busses ist die Hupe – denn immer steht irgendwo jemand im Weg, bzw. parkt falsch. Dann gibt es sofort Arm-Gewedel und Schimpftiraden vom Busfahrer. Highlight war das hastige Rücksetzen eines aufgescheuchten Falschparkers, der damit direkt mal in die Tür des dahinter gerade zurückgesetzen Fiat 500 bollerte. Ich konnte nur noch beide Verkehrsteilnehmer am Steuer die Arme hochreißen sehen, dann rollte der Bus auch schon weiter.
Kurze Zeit später dann eine Baustelle, die dem Busfahrer wohl unbekannt war. Ich weiß nicht, was er dem Vorarbeiter alles an den Kopf geworfen hat, aber es war ihm deutlich anzumerken, dass er mit der Straßensperrung und der damit verbundenen Umleitung so ganz und gar nicht einverstanden war.
Spaziergang durch Catania
Zurück am Piazza del Duomo schlenderte ich zuerst durch ein paar Seitenstraßen, um dann über die Via Etnae – die Haupteinkaufsstraße – Richtung Norden zu gehen. Hier fiel mir dann auch auf, was ich in den vergangenen Tagen so gut wie gar nicht gesehen hatte: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. In Catania wimmelt es dagegen nur so von Klassenfahrten und jungen Leuten. Wer also sizilianisches Nachtleben mal kennenlernen will, ist sicher in Catania besser dran als in den Hotelorten im Norden
Ohne ganz konkretes Ziel, habe ich mich die Straße weiter nach Norden treiben lassen. Am Giordano Bellini bin ich kurz eingekehrt, aber dieser in Reiseführern durchaus gerühmte Stadtpark ist meiner Meinung nach ganz nett, aber auch nicht viel mehr. Man sieht weiterhin die hohe Bebauung ringsherum und hört den chaotischen Verkehr – nicht zu vergleichen beispielsweise mit der beeindruckenden Stille des Boboli-Gartens in Florenz.
Im Fleischbällchenhimmel
Ganz in der Nähe des Gartens liegt, versteckt in einer Seitengasse, die Polpetteria. Polpette sind – grob gesagt – Fleischbällchen. Wer nun aber an eine profane Frikadelle denkt, liegt eindeutig falsch. Echt ein Traum. Da ich mich nicht entscheiden konnte, nahm ich eine gemischte Platte und war begeistert: ob nun aus Rind oder Pferd, ob mit Käse, Gemüse, Pistazien, Walnuss oder einfach nur mit Zitrone. Jeder Klops ein Genuss.
Arrividerci Catania
Mehr als gut gesättigt schlenderte ich dann weiter durch die Stadt und peilte als grobe Richtung den Busbahnhof an. Hier empfiehlt sich dann der Blick auf die Karte – denn das Interbus-Terminal liegt nicht etwa direkt am Hauptbahnhof, wo zig Busse stehen und der Interbus auf dem Hinweg auch gehalten hat. Das Terminal liegt eine Straße weiter nördlich hinter einer Mauer. Google Maps sei Dank – eine knappe Stunde später war ich wieder am Hotel.
Ich denke, mit einem Hotel in Catania sieht man Sizilien wohl eher von seiner jungen Seite. Es gab eine Menge Bars und Cafés, die auch von Einheimischen bereits gut frequentiert waren. Allerdings ist es auch eine Stadt mit allem was dazu gehört: verfallenen Häusern, zwielichtigen Gestalten und den omnipräsenten Touristenfallen.