Dan Brown’s Inferno
Ein Urlaub sollte her und irgendwie wollte ich mir mal wieder ein Stadt genauer ansehen. Nach dem Genuss von Dan Brown’s „Inferno“ fiel meine Wahl auf Florenz. Also Kultur pur. Es gibt wenig Städte, die so stark mit Kulturgütern von Weltrang ausgestattet sind. Vor gut 20 Jahren war ich schon mal für einen Tag in der Stadt, konnte sie damals aber sicher noch nicht so würdigen. Also los – Sonntag bis Donnerstag war gebucht, Zeit genug für einen Besuch der wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Über den Dächern von Florenz
Bis auf fiese Turbulenzen beim Landeanflug war der Flug mit der Dash-8 ok. Der Flughafen von Florenz ist allerdings eine kleine Version von Tegel – klein und schäbig. Rein in den Shuttle-Bus und ab zur “Stazione Santa Maria Navonna” – von dort die 900 Meter zum Hotel entspannt gelaufen. Check-in lief auch gut, Voucher und Perso abgegeben und schon mal das Zimmer bezogen. Eben frisch gemacht, Ausweis wieder eingesammelt und ab in die City. Einfach der Straße nach und nach fünf Minuten stand ich vor’m Duomo. Kurz rein in den Dom, der ist aber nicht so sehenswert. Die Kuppel ist sonntags zu, daher ab auf den Campaniele (Entwurf von Giotto).
Knapp 450 Stufen, aber ich hatte ja drei Tage vorher den Kölner Dom bestiegen – das Wetter war gut und versprach eine gute Aussicht über die Stadt. Der Blick von der Kuppel ist zwar noch etwas schöner, aber auch der Turm lohnt sich – ideal vor allem, wenn man nicht bis ganz nach oben will.. bereits von der zweiten Etage hat man einen schönen Blick über die Stadt. Der Dom selber ist vor allem groß und voller Touristen. Die Cupola ist natürlich das beeindruckenste Element des ganzen Baus – nicht nur aufgrund der Größe, sondern auch wegen der großartigen Fresken.
Sonntagabend bin ich ins Hard Rock Café und habe einen Voodoo Brew genossen: ein Shake aus Vanille Eis, Smirnoff Blueberry Wodka, Monin Desert Pear (irgendein Sirup), Castro Azzurro, Sahne und Blaubeeren – klingt böse, schmeckt aber gut.
Montagmorgen bin ich direkt zum Tourist Office und habe die FirenzeCard erworben, die ich in einem eigenen Blogeintrag vorstelle. Die meisten Museen haben allerdings Montags zu, daher mußte ich meinen ursprünglichen Plan (Uffizien, Accademia) ändern. Zuerst zur Piazza della Signoria, dann weiter zur Ponte Vecchio. Rüber und rauf zum Palazzo Pitti – auch zu. Also wieder runter und am Arno entlang – über die Ponte della Grazie (mit schönem Blick auf Ponte Vecchio) und Borgo Santa Croce zur berühmten Grabeskirche.
Kulturelle Schätze von Weltrang
Santa Croce ist eine franziskanische Grabkirche, in der das florentinische Who is who beerdigt wurde. Unter anderem sind dort die Gräber von Macchiavelli, Galileo und Michelangelo zu finden. Außerdem ein Gedenkgrab für Dante.
Danach ein Stück zurück, am Nordufer des Arno entlang und ins Museo Galileo, einem Naturkundemuseum, wo u.a. Galileos Fernrohre zu sehen sind. Kaum zu glauben, dass er mit diesen Instrumenten die Jupitermonde entdecken konnte. Neben diesen sind aber auch die anderen Exponate sehenswert.
Den Tagesabschluss bildete der Palazzo Vecchio, berühmt für seinen imposanten Turm, aber ebenso für den kunstvollen ‚Saal der 500‘ mit riesigen (grob 8×13 Meter) Wandgemälden von Vasari. Außerdem für das prunkvolle Studiolo.
Dienstag – die Museen haben wieder geöffnet. In der Galleria dell‘ Accademia steht Michelangelos Meisterwerk „David“ – knapp fünf Meter hoch und fünf Tonnen schwer, steht der gute Mann recht verlassen und dominant am Ende einer Galerie. Ist meiner Meinung nach aber auch das einzige Highlight in diesem recht unscheinbaren Museum – wer das Original sehen will, muß halt hier hin kommen; allen anderen sei die genauso imposante Kopie vor dem Palazzo Vecchio empfohlen.
Die Galleria degli Uffizi zählt zurecht zu den berühmtesten Kunstmuseen der Welt. Von oben bis unten vollgestopft mit Meisterwerken u.a. von Rembrandt, Tizian, Raffael, Michelangelo, Botticelli, Da Vinci, Cranach, Dürer und wie sie alle heißen. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall – wenn man nicht selbst die berühmtesten Exponate suchen will (momentan wird umgebaut, daher sind die Gemälde nicht immer am angestammten Platz), lohnt es sich, den japanischen Touristengruppen zu folgen… Aber wie bei allem, was mit Kunst zu tun hat – alles ist Geschmacksache. So war ich z.B. von der gehypten „Geburt der Venus“ von Botticelli nicht so ergriffen, wie es in Reiseführern suggeriert wird. Da gibt es schönere Bilder.
Danach den Bus hoch zur Piazzale Michelangelo genommen. Von dort hat man einen super Blick über die Stadt. Anschließend weiter hoch zu San Miniato al Monte. Dort auf dem Friedhof das Grab von Pinocchios Schöpfer Carlo Collodi besucht. In Florenz liegt echt viel Prominenz.
Ruhe im Boboli-Garten
Am letzten Tag war ich dann im Palazzo Pitti, dem ehemaligen Stadtpalais der Medici. Abgesehen von der eh schon mehr als prunkvollen Einrichtung ist jeder freie Wandplatz in jedem Saal (‚Raum‘ wäre ein falsches Wort) vollkommen mit Gemälden bedeckt. Man wird geradezu erschlagen von all der Kunst. Da ist ein anschließender Spaziergang im angeschlossenen Boboli-Garten eine wahre Wohltat. In den weiten Grünflächen und zwischen den Hecken und Büschen verliert sich die Hektik der Stadt. Ideal zum Entspannen nach dem kulturellen Overkill.
Fazit
Florenz ist eine faszinierende Stadt – kulturell großartig aber trotzem insbesondere abends recht ruhig, sobald die Reisebusse weg sind. Ich werde sicher wieder kommen – und dieses Mal warte ich keine 20 Jahre…