Reisen mit Gepäck ist ja so eine Sache. Insbesondere, wenn man es aufgeben muss. Das größte Ärgernis ist normalerweise die Wartezeit am Zielflughafen. Aber was für ein Chaos ich bei der Gepäck-Abfertigung am Flughafen Frankfurt erleben musste, war echt grenzwertig. Ich flog von Hamburg via Frankfurt nach Düsseldorf.  Ok, man kann drüber streiten, ob ein innerdeutsches Routing über Frankfurt Sinn macht oder nicht, aber das soll hier nicht das Thema sein. Es war günstig, zeitlich passte es auch, also hatte ich inklusive Umstieg gebucht.

Chronologie

Ohne Probleme kam ich aus Hamburg am Flughafen Frankfurt an. Beim Anflug wurden zwar erste Annullierungen verkündet, aber mein Flug war nicht dabei. Nach der Landung habe ich noch fix via Flightradar24 die Folgemaschine gecheckt; gerade im Anflug aus Bremen. Sollte also alles klappen. Für eine Heißwurst in der Lounge reichte die Zeit dann noch.

15:45 Uhr Gate A16

Wenn zum Boarding-Zeitpunkt die Annullierung verkündet wird, möchte man nicht zum Gate-Personal gehören. Die konnten auch nur sagen „Bitte gehen Sie nach B, da wird Ihnen weiter geholfen“

Also bin ich los gesprintet – bevor die Menge hinter mir vor mir am Transferschalter steht.

16:00 Uhr – Terminal B

Der Weg durch den Tunnel von Terminal A nach Terminal B im Flughafen Frankfurt kann auch schon mal nerven… insbesondere in so einer Situation. Und dann war dort weit und breit kein Transfer-Desk zu sehen. Auch kein Service-Center. Also habe ich mich an einem Counter angestellt, wo eine Dame in Lufthansa-Uniform gerade eine Schlange abfertigte; als ich endlich dran war, sagte sie mir, dass sie nur Gäste des annullierten Flugs nach Leipzig abfertige und wir eigentlich alle zum Transferdesk in Halle B (nicht an den Gates) gehen müssten. Hätte das Gate-Personal an A16 das konkreter formuliert oder hätte sie es an ihrem Counter mal dran stehen, wäre das kein Problem gewesen…

Ob ein späterer Flug überhaupt geht, wollte sie mir nicht zusichern und riet mir dazu einen Zuggutschein zu nehmen und dann „fix das Gepäck zu holen“. Ok, machen wir so.

ca 16:20 Uhr – Gepäckbänder Halle B

Vom Bereich B (wo man mich ja falsch hin geschickt hatte) ging’s also in die Gepäckausgabe. Da nirgends mein Flug angezeigt war, bin ich direkt zur Gepäckermittlung gegangen, um dort zu erfahren, dass das Gepäck annullierter innerdeutscher Flüge an den Bändern 7-9 in Halle A ausgeschleust wird. Also raus aus dem Sicherheitsbereich, zurück zum Bereich A und am Sicherheitsbereich von Halle A klingeln.

18:30 Uhr

Seit 2 Stunden stehe ich am Band 9; sporadisch kommen Koffer. Ich stelle mich nun in der Schlange zum Schalter an. Parallel versuche ich die Gepäckmeldung online aufzugeben. Hier kann man aber weder eine Firmenadresse angeben noch einen Hausnummern-Bereich. UX from hell. Meine Laune wird nicht besser und ich verfluche die Gepäck-Abfertigung.

19:28 Uhr

Ich komme endlich am Schalter an. „Wir haben Feierabend“ sagt mir die Dame, gerade als ich meinen Fall schildern wollte. Auf meine Nachfrage, wer den Schalter übernimmt, bekomme ich nur ein gleichgültiges „wer übrig ist“. Spricht‘s und verschwindet zusammen mit ihrem Trainee. Allmählich habe ich den Kaffee auf.

19:45 Uhr

Zehn Minuten später hatte sich eine Kollegin erbarmt und den Schalter wieder besetzt. Allerdings konnte sie mir nur sagen, dass die

Ausschleusung aktuell aufgrund von Kapazitätsengpässen ausgesetzt ist.

Da ich mein Gepäck brauche und eine Nachsendung aus technischen Gründen so nicht möglich ist, eskaliere ich das ganze und begründe den Gepäckbedarf mit der medizinischen Notwendigkeit. Also macht sie sich daran, jemanden zu finden, der meinen Koffer suchen geht. Könnte aber bis halb neun dauern.. Egal. Der soll dann übrigens an Band 16 in Halle B raus kommen – ist ja nicht so, dass ich da nicht schon war. Also wieder ein Wechsel in den anderen Sicherheitsbereich.

20:15 Uhr

Ich erkundige mich sicherheitshalber schon mal bei der Gepäckermittlung in Halle B – Letzter Scan meines Koffers war um 19:28, sollte eigentlich gleich kommen.

21:00 Uhr

Erneute Nachfrage, wo mein Gepäck denn nun bleibt. In Gedanken habe ich die Gepäck-Abfertigung bereits mehrfach mit einem Bulldozer umgestaltet. Freundlich weise ich den Mitarbeiter an der Gepäckermittlung darauf hin, dass ich allmählich etwas ungehalten bin und – sofern ich nicht bald mein Gepäck bekomme – anfange Leute anzuschreien oder Dinge umzuwerfen.

Der Lufthansa-Mitarbeiter nickt ehrlich verständnisvoll, ist aber verwundert, dass man mich nach B geschickt hat; das Gepäck müsste schließlich in A sein. Auch von einer Aussetzung der Ausschleusung weiß er nichts. Nun will er’s genau wissen und sagt, er geht mal eben rüber, um das vor Ort zu klären. Hoffnung schöpfend, gehe ich mal mit.

21:15 Uhr

Zurück in Halle A – mein Koffer dreht einsam seine Runden auf Band 9. Wer weiß, wie lange schon… Ich freue mich, der LH-Mitarbeiter ebenso. Vielen Dank an dieser Stelle.

0:20 Uhr

Nachdem ich zum Fernbahnhof gewechselt bin und den nächsten ICE erwischen konnte, bin ich endlich zurück in Duisburg – hier sollte ich ursprünglich um 17:00 Uhr ankommen.

Warum das Chaos bei der Gepäck-Abfertigung am Flughafen Frankfurt?

Muss so ein Chaos bei der Gepäck-Abfertigung echt sein? Kann es ein, dass der größte Flughafen Deutschlands, der Flughafen Frankfurt, bereits überfordert ist, wenn ein paar Flüge ausfallen?

Flüge fallen aus

Es gibt immer Gründe für Flugausfälle. Wetter, technische Gründe, aufgelaufene Verspätungen, die die Crew an den Rand ihrer zulässigen Flugzeit bringen. Fluggesellschaften verdienen nur Geld, wenn die Flüge auch gehen. Ihnen vorzuwerfen, sie hätten was davon, dass ein Flug ausfällt, ist daher Blödsinn – habe ich an dem Tag trotzdem oft genug von anderen Passagieren gehört. Die Annullierung eines Fluges kostet eine Airline eine Menge Geld und ist daher sicher Ultima Ratio. Das ist immer ärgerlich, insbesondere für die Passagiere – aber es passiert manchmal.

Schlecht geplante Gepäck-Abfertigung

Laut Aussage eines Lufthansa-Mitarbeiters lag das Chaos insbesondere daran, dass aufgrund annullierter Flüge der Vortage noch Gepäck von einigen tausend Passagieren in der Abfertigung lagerte. Es war also Chaos mit Ansage. Wenn das Wetter umschlägt und von jetzt auf gleich Flüge gestrichen werden müssen, kann es schon mal etwas chaotischer werden – da keiner damit rechnen konnte. Wenn aber das Chaos bereits ausgebrochen ist, aber nichts unternommen wird, auch bei weiteren Annulierungen die Mehrlast abzufangen, dann ist das schlicht Inkompetenz. Oder Kalkül. Fakt ist, die Betreibergesellschaft vom Flughafen Frankfurt, die Fraport AG, ist nicht in der Lage, kurzfristig weitere Dienstleister für die Abarbeitung der angelaufenen Gepäckstücke einzusetzen.

Konsequenzen?

Ich weiß nicht, ob es für Fraport oder Lufthansa da noch weitere Konsequenzen ausser den üblichen Beschwerden geben wird. Ich werde jedenfalls zukünftig bei Hub-Routings eher über München oder Zürich als über Frankfurt fliegen.

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