Vor der Planung meines New York-Trips dachte ich schon daran, beide Städte zu besuchen, da ich dann ja eh an der Ostküste bin. Ein selbstorganisiertes Hin- und Herfahren wollte ich mir dann aber aufgrund des engen Zeitraum dann doch nicht antun, daher habe ich mir einen aus New York organisierten Tagestrip nach Washington gebucht. Mit dem Bus.
Bustour nach Washington
Ok, man könnte meinen, dass ich nach den Erfahrungen mit Bustouren in Sizilien die Nase voll haben würde, aber manchmal muss man halt in den sauren Apfel beißen, wenn man nicht alles selbst organisieren will und dabei noch einigermaßen günstig klar kommen möchte. Also ging’s Mittwochmorgen um 7:00 Uhr los. Da ich am Vortag noch kurz nachgefragt hatte, ob es beim Treffen um 7:00 bleibt (wie in der Anmeldebestätigung stand) und es dann hieß, dass das Treffen um halb und die Abfahrt dann um sieben sein soll, war ich früh genug da und hatte daher auch den Logenplatz direkt hinter dem Fahrer.
Die anderen Fahrgäste waren aber scheinbar ebenfalls vom Treffpunkt um sieben ausgegangen. Das erste Chaos des Tages. Zudem fuhren zwei Gruppen gleichzeitig ab – unser Bus zum Tagestrip nach Washington, der Bus hinter uns zu einer Zwei-Tagestour.
Für den auf der anderen Gangseite sitzenden Reiseleiter war es die erste Tour, wo er nicht nur moderieren, sondern auch organisieren sollte. War nicht ganz so seins, aber er hat sich durchgekämpft. Irgendwann hatte er alle Passagiere verstaut. Die deutschsprachigen vorne, damit er ohne Mikro was erzählen konnte, alle anderen dahinter.
New Jersey, Delaware, Maryland
Nach einer kurzen Fahrt durch den Theater District in Manhattan ging es bereits rüber nach New Jersey. Vorbei am Flughafen Newark und dann den kompletten New Jersey Turnpike entlang, eine der am meisten befahrenen Straßen der USA.
Vorbei an Philadelphia und dann über die Delaware Memorial Bridge über den Delaware River nach – na, wer ahnt es? Genau – Delaware.
Memorials
Überhaupt – Memorials. Auf der Strecke sind mir unzählige Memorial-Einrichtungen aufgefallen. Scheinbar gehört das zum guten Ton jedes County an irgendwas zu erinnern. So ist es halt, wenn man keine eigene Geschichte hat :-p
So findet man dann auch so Konstrukte wie das „Maryland Women in Military Service Memorial“…
Tank und Rast, US-Style
In Delaware machten wir dann unseren vorgesehenen Stop auf einer Autobahnraststätte. Ok, in US-Dimensionen natürlich. Gelegen zwischen beiden Richtungsfahrbahnen war es eigentlich eine große Halle mit Sitzgelegenheiten, umringt von allen denkbaren Arten von Shops und Fast Food Läden.
Straßenverhältnisse
Der größte Vorteil an der Pause war die Tatsache, nicht mehr durchgeschüttelt zu werden. Die Straßenverhältnisse auf dem New Jersey Turnpike waren echt mies. Echt fette Schlaglöcher, die der Busfahrer ohne mit der Wimper zu zucken mitgenommen hat. Manch Piste in Afrika ist entspannter zu fahren.
Arlington, VA
Die erste Station im Großraum Washington war dann der Nationalfriedhof Arlington in Virginia. Bedingt durch die umfangreichen und trotzdem weit gefassten Bestattungskriterien finden auch heute noch 20-30 Beerdigungen pro Tag statt.
Unser Bus parkte am Besucherzentrum und nach einer umfangreichen Sicherheitskontrolle konnten wir das bekannte Areal betreten. Direkt fielen die aus zig Filmen bekannten Grabfelder mit den typischen weißen Grabsteinen auf, die sich scheinbar endlos erstrecken – aktuell liegen da aber auch immerhin gut 260.000 Personen. Besonders bekannt sind natürlich die Gräber von John F. Kennedy und seinem Bruder Robert. Da diese Ecke ein Besuchermagnet ist, war der Andrang entsprechend groß. Wir sind daher auch nur kurz dahin spaziert und dann auch zeitig wieder zum Bus zurück gelaufen.
Immerhin sind wir gelaufen. Andere Besucher setzten sich in auf dem Friedhof verkehrende Rundfahrten-Züge, wie man sie so von Stadtrundfahrten kennt. Eine Zugmaschine und dahinter mehrere Anhänger mit Sitzplätzen. Denn der Friedhof ist natürlich auch eine touristische Attraktion, insbesondere für Amerikaner – so gibt es dort pro Tag auch gut 10.000-30.000 Besucher. Das war’s dann wohl mit Ruhe in Frieden. Als Toter wäre mir das zu unruhig.
Lincoln Memorial
Weiter ging es, rein in die Stadt. Die nächste Station war das Lincoln Memorial, genau gegenüber vom Reflecting Pool und dem Washington Monument. Zugegeben, ein beeindruckendes Bauwerk für den großen Abe.
Korea und Vietnam Memorial
Als nächstes standen die Memorials für die amerikanischen Opfer des Korea- und des Vietnam-Kriegs auf dem Programm. Für mich eher die uninteressanten Teile der Tour, die Amerikaner der Gruppe waren da verständlicherweise anders drauf.
Zurück am Bus stellte unser Reiseleiter dann fest, dass zwei Personen unser Gruppe fehlten. Er hatte keine Nummern von denen, seine aber explizit fünfmal vorher durchgesagt, für den Fall, dass mal jemand verloren geht. Nach zehn Minuten vergeblicher Wartezeit sind wir dann weiter gefahren. Spoiler: bis zu unserer Rückkehr in New York sind die beiden nicht wieder aufgetaucht.
Weißes Haus
Wieder zurück in den Bus, weiter zum weißen Haus. Zuerst von der Rückseite zu sehen, mussten wir in der Seitenstraße halten, da die Pennsylvania Avenue direkt vor dem Weissen Haus gesperrt war. Ein ruhiger Blick war auch nicht wirklich möglich, da eine große Demo – ich meine von Chinesen – sich groß aufgebaut hatte. Der Donald war aber eh nicht da.
National Mall
Mittagspause – nach kurzer Fahrt hielt der Bus an der National Mall und wir hatten grob eineinhalb Stunden zur freien Verfügung. An der Straße sind bekanntlich die meisten Museen der Smithsonian Institution und daher hatten dann alle die freie Auswahl. Für mich ging es natürlich in das National Air and Space Museum .
Kapitol
Zum Abschluss stand dann noch der Prachtbau des Kapitols auf dem Programm. Natürlich nur von aussen. Der Bus setzte uns an einer Seite ab, wir spazierten die Parkanlage am gewaltigen Prachtbau vorbei und dann sammelte uns der Bus wieder ein. Für einen Blick und ein paar Bilder reichte es aber.
Vier Stunden Busfahrt später endete der Tagestrip nach Washington.
Fazit: Tagestrip nach Washington
Also um mal einen ersten Eindruck von der Stadt und den touristischen Highlights zu bekommen, ist so eine Tour völlig in Ordnung. Aber die vier Stunden Fahrtzeit pro Strecke sind bei den Straßenverhältnissen auch nicht ohne. Wenn man eh in New York ist und den Tag erübrigen kann ist so ein Tagestrip nach Washington durchaus zu empfehlen.