Die einzige russische Raumfähre in einem westlichen Museum sehen? Im Rumpf einer Boeing 747 herumklettern? Sich im U-Boot der Bundesmarine den Kopf stoßen? Alles kein Problem. Willkommen im Technik Museum Speyer.
Technik dicht gedrängt
Ähnlich wie das Schwestermuseum, das Technikmuseum Sinsheim ist auch das Technik Museum Speyer ein Mekka für Nerds und Geeks. Auf einem durchaus überschaubaren Gelände stehen die Exponate dicht an dicht. Das ist aber generell ein Problem von Technikmuseen. Einige Ausstellungsstücke sind einfach unfassbar groß.
Ob nun das USS Intrepid Sea,Air & Space Museum in New York mit einem vollgeparkten Flugdeck, das National Air & Space Museum in Washington mit allerhand Raketen und Nachbauten von Spacelab und Hubble oder das California Science Center. Letztere haben bereits das Shuttle Endeavour, den letzten verbliebenen Außentank sowie zwei Feststoffbooster und haben sich vorgenommen, das Shuttle künftig aufrecht stehend in Startkonfiguration zu präsentieren. Sobald das Geld für den Umbau da ist.
Im Technik Museum Speyer konzentrieren sich die Exponate auf das Freigelände, ein Gebäude zur Marine, einer Raumfahrthalle sowie die Liller Halle.
Liller Halle
Sofern man nicht direkt auf das Freigelände geht, startet man in der Liller Halle, einer alten Industriehalle, die dereinst wohl als Kriegsbeute aus Belgien hierher verbracht worden ist. Ähnlich wie auch in Sinsheim sind im Technik Museum Speyer die Bereiche nicht starr voneinander getrennt. Aufgrund der Größe einiger Exponate stehen die teilweise bunt gemischt zusammen.
So verfügt die Liller Halle über mehrere Orgeln, die leider bei Münzeinwurf auch munter losplärren, egal, ob 30 Meter weiter eine andere Orgel gerade ein anderes Lied spielt. Zudem stehen an den weiten Wänden mehrere alte Dampfloks nebst Tender. Das sind ja schon ganz ordentliche Brummer. Dazwischen drängeln sich diverse Fahrzeuge aus allen Epochen. PKW, Feuerwehrwagen, Motorräder.
Das Freigelände
Das Freigelände des Technik Museum Speyer wird dominiert durch zwei gewaltige Flugzeuge. Zum einen die große Frachtmaschine Antonov AN-22, mit 64 Meter Spannweite eines der größten Propellerflugzeuge überhaupt. Und natürlich dem eigentlichen Grund meines Besuchs – der Boeing 747-230 „Schleswig-Holstein“. Darüber hinaus stehen dort noch einige Schiffe, z.B. das U-Boot U9 der Bundesmarine, der DGzRS-Seenotkreuzer JT Ellensberger sowie das Hausboot der Kelly Family. Man muss sich ja nicht alles ansehen.
Boeing 747-230 Schleswig-Holstein
Ich bin ein Fan der 747, seitdem ich sie als Kind das erste Mal in der Luft gesehen habe. Und obwohl ich erst einmal damit geflogen bin, kann ich mir kein eleganteres Flugzeug vorstellen. Hier hatte ich die Gelegenheit, einen Blick unter die Haube zu werfen. Aber nicht einfach so, sondern in luftiger Höhe – die von der Lufthansa ausgeflottete 747 ist nämlich auf einem gut 20 Meter hohen Gestell aufgebockt. Allerdings nicht ausbalanciert, sondern munter mit gut 15-20 Grad Neigung nach Backbord. Es reicht, um ein wackeliges Gefühl zu bekommen.
Der Großteil der Hauptkabine ist leer geräumt und im hinteren Bereich ist die Verschalung entfernt, so dass man das beeindruckende Gerippe mit unzähligen Nieten sehen kann. Hier kann man auch in den Frachtraum hinab steigen und die Vorrichtungen für die Standard-Container sehen. Als wäre das noch nicht genug, kann man auf die Backbord-Tragfläche hinaussteigen und die Aussicht über das Technik Museum Speyer genießen. Diese Perspektive hat man auch sonst nirgendwo.
Die Raumfahrthalle
Zugegeben, mit amerikanischen Museen kann die Sammlung nicht mithalten, muss sich aber auch nicht verstecken. Die meisten Exponate die im All waren, sind Jumpsuits und Ausrüstung von ESA-Astronauten. Dazu gibt es noch das Trainingsmodul vom Spacelab und sowie ein Modul vom ISS-ESA-Modul Columbus. Direkte All-Erfahrung kann aber nur das Rückkehrmodul von Sojus TM-13 vorweisen, mit dem Ulf Merbold 1994 von der MIR zurück kehrte.
Buran
Blickfang in der Raumfahrthalle des Technik Museum Speyer ist aber zweifellos das Shuttle Buran. Angelehnt an die amerikanischen Space Shuttles begannen die Sowjets ebenfalls in den späten 80ern mit einem Shuttle-Programm. Dann kam ihnen aber die Geschichte dazwischen.
Die in Speyer ausgestellte Raumfähre ist nie im Weltraum gewesen, wurde aber für atmosphärische Testflüge genutzt. Dazu wurde sie mit zusätzlichen Schubdüsen für den Start von einem Rollfeld ausgerüstet. Baulich ist sie aber identisch mit der Original-Buran und daher voll raumflugtauglich. Das glaubt man nicht, wirft man einen Blick in die russische Verkabelung 😉
Fazit zum Technik Museum Speyer
Das Museum ist auf jeden Fall eine Reise wert, sofern man sich für Technik begeistert. Ideal für einen Tagestrip, dabei kann man auch die Gelegenheit nutzen sich noch die Innenstadt und den Dom zu Speyer anzusehen – vom Museum knapp 15 Minuten Fußweg.