Es war mal wieder so weit. Akutes Fernweh. Dieses Gefühl, einfach mal schnell weg zu müssen. Also ging es nach Puerto de la Cruz auf Teneriffa.
Beratung im Büro
Da ich weder Lust noch Zeit für Recherche hatte, ging ich wieder mal ins Reisebüro. Bei der Reise nach Sizilien hatte ich gute Erfahrungen mit der Beratung bei Schauinsland gemacht, daher war deren Büro im Duisburger Innenhafen meine erste Anlaufstation. Ok, mein Vorab-Briefing per Mail war eigentlich recht simpel: warm, Pool, gegebenenfalls All Inklusive. Das erste Angebot beinhaltete dann typische Reiseziele wie Ägypten und Tunesien, die mir aber beide nicht so zusagten. Nach einem kurzen Gespräch im Büro sagte die Dame dann auch zu mir „Sie wirken nicht so, als ob so ein AI-Urlaub Ihr Ding wäre“ – da waren wir uns wohl einig 🙂
Relativ schnell waren wir dann auch bei Teneriffa gelandet und da ich lieber wandern gehe als mich an den Strand zu legen, kam auch eigentlich nur der Norden rund um Puerto de la Cruz in Frage. Die Hotelauswahl war dann noch Formsache.. ich hatte mich für den 70er-Jahre Bunker „El Tope“ entschieden, primär wegen der recht zentralen Lage. Also gebucht und dann konnte es auch bald losgehen.
Fliegen nach Teneriffa-Sud
Teneriffa verfügt über zwei Flughäfen, im Norden wie im Süden. Während der Nordflughafen TFN primär vom spanischen Festland angeflogen wird, landen so ziemlich alle ausländischen Charter in Teneriffa-Sud im Süden der Insel.
Entgegen meiner üblichen Airlines – wer mich kennt, weiß von meiner Vorliebe für die Lufthansa – beinhaltete diese Pauschalreise einen Hinflug mit Condor und einen Rückflug mit TUIfly. Naja, kann man sich ja mal drauf einlassen. Viel schlimmer als auf dem Flug mit Eurowings nach Catania könnte es ja nicht kommen.
Am Flughafen Düsseldorf wollte ich mich vor dem Abflug nach Teneriffa noch in die Lounge setzen, um noch ein paar Emails zu bearbeiten. Da in Terminal B aber nur die Hugo Junkers Lounge verfügbar ist und ich mit meinem 08/15-Condor-Ticket eh nicht in eine LH Lounge gekommen wäre, habe ich in den sauren Apfel gebissen und den Eintritt in die Lounge gezahlt. Die Ausstattung war ok, nicht besser oder schlechter als die Business Lounge in A. Allerdings gnadenlos überfüllt. Ich hab nicht mal einen Sitzplatz bekommen… Für den Preis echt ein Unding, da sollten die fairerweise sagen „sorry, wir sind voll“.
Hinflug mit Condor nach Teneriffa-Sud
Egal, irgendwann war dann auch Boarding und davor ging’s zu wie beim Freibieranstich. Glauben die Leute echt, dass denen Drängeln am Gate irgendwie hilft?
Dann ging es raus in den Bus und ab auf’s Vorfeld, wo der A321 auch schon wartete. Die Bestuhlung war auf Masse ausgelegt. Wenig Abstand und dazu noch recht enge Sitze. Alles andere als bequem, aber für vier Stunden auszuhalten. Da keine Verpflegung vorgesehen war – das heißt auch kein Wasser – hatte ich mir eine Flasche Wasser mitgenommen. Also leer durch die Security und dann auf der Lounge-Toilette aufgefüllt.
Der Flug selbst war recht unspektakulär; kurz vor der Landung umflogen wir nördlich den Teide und hatten einen schönen Blick auf die am Berg hängenden Wolken – da wusste ich nicht, dass mein Urlaubsort genau darunter liegt. Danach ein Schwenk Süd-Süd-Ost auf Kurs zwischen La Gomera und Teneriffa und dann ostwärts der Anflug auf Landebahn 07 von Teneriffa-Sud. Hier wurde es dann kurzzeitig etwas wackelig. Der Süden von Teneriffa hat solides Wüstenklima mit entsprechender Thermik… daher wurde der Flieger knapp 5 Minuten vor der Landung (also in ca. 200 Metern Höhe) noch einmal richtig ordentlich durchgeschüttelt. Ich hatte schon genug ruppige Landungen, aber die war echt sportlich.
Rückflug mit TUIfly
Der Rückflug war vor allem durch Warten auf den Abflug geprägt. Am Check-In waren Familien unterwegs, die gefühlt ihren ganzen Haushalt dabei hatten, entsprechend dauerte das. Da war ich mit meiner Tasche noch sehr schnell abgefertigt. Der Security-Check war auch fix passiert, da ich rechtzeitig eine kurze Schlange am Ende der Kontrollreihe entdeckt hatte, während sich die anderen wie die Lemminge automatisch an der nächsten Schlange anstellten.
Um für den Rückflug gewappnet zu sein, holte ich mir am Getränkeautomaten zwei Flaschen Wasser – ein halber Liter für einen Euro! Am Flughafen! Hätte ich nicht gebraucht, in meinem Rückflug war scheinbar ein Snack und ein Getränk inkludiert.
Um für den Rückflug gewappnet zu sein, holte ich mir am Getränkeautomaten zwei Flaschen Wasser – ein halber Liter für einen Euro! Am Flughafen!
Hätte ich nicht gebraucht, in meinem Rückflug war scheinbar ein Snack und ein Getränk inkludiert. Der Flug selbst war ebenso unspektakulär wie der Hinflug und nicht der Rede wert. Abgesehen davon, dass die Sitze nicht mal Taschen zum Verstauen von Kleinigkeiten hatten… irgendwo wird immer gespart.
Transfer zwischen Teneriffa-Sud und Puerto de la Cruz
Der Flughafen Teneriffa-Sud (TFS) ist nicht viel größer als der von Münster-Osnabrück (FMO). Das Gepäckband war aber noch langsamer als das in Düsseldorf und das will echt was heißen. Zeitgleich war nur eine weitere Maschine angekommen, trotzdem dauerte das ewig, bis auch mein Koffer aus den Tiefen der Gepäckabfertigung auftauchte.
Ich hatte einen Transfer gebucht und hoffte auf einen netten Fahrer, der mich – wie in Catania – direkt am Ausgang einsammelt, in seinen Van packt und dann direkt zum Hotel fährt. Aber bei den netten Damen und Herren mit Namensschildern, konnte ich niemanden mit meinem Namen entdecken. Kurzer Blick in die Reiseunterlagen – aha, hier muß man zu einem Transfer-Terminal. Das war zum Glück schnell gefunden. Von dort wurde ich dann zu einem Busstation geschickt – „Parkplatz 19, Bus 24 – der fährt Sie nach El Tope“. Ok, soweit, so gut. Nur fuhr Bus 24 auch erst knapp 30 Minuten später ab und nahm dann auch den kompletten Nordosten der Insel mit. Das hat echt gedauert, bis ich dann endlich im Hotel angekommen war. Der Anreiset war damit eigentlich durch.
Ebenso lief es mit der Rückfahrt. Früh morgens Abholung am Hotel und dann wieder von Hotel zu Hotel. Glücklicherweise war ich nicht in der Hauptsaison dort – dann hätte der wohl noch öfter gehalten.
Puerto de la Cruz
Die ehemalige Hauptstadt ist zugleich das touristische Zentrum im Norden der Insel und besteht gefühlt nur aus Hügeln und Hotels. Zudem befinden sich sowohl der berühmte Zoo „Loro Parque“ als auch das Meerwasser-Schwimmbad „Lago Martinez“ dort. Rund um die Plaza del Charco drängen sich Restaurants und Touri-Fallen. Aber insbesondere in den Seitenstraßen findet man auch manch schönes Lokal.
Essen und Trinken
Wer nach Spanien bzw. auf die Kanaren fährt, benötigt eigentlich nur das Frühstück im Hotel. Ansonsten findet man in der einheimischen Küche alles, was das Herz begehrt. Vor allem gibt es gefühlt in jedem Lokal Jamon Iberico, den berühmten Schinken.
Hervorheben möchte ich in Puerto de la Cruz das „Mesón Los Gemelos“, ein vornehmlich von Einheimischen frequentiertes Lokal. Die Speisen sind großartig und vor allem ist es sehr viel. Meine Entscheidung für Vorspeise, Hauptgericht und Salat war definitiv zu viel für mich. Aber sehr lecker war es. Ich wollte am letzen Abend nochmal hin, da hatten die aber gerade für einen Monat zu gemacht.
Überhaupt scheint der Juni ein sehr beliebter Urlaubsmonat für die Restaurants zu sein, denn von fünf im Netz vorher ausgewählten Restaurants hatten vier geschlossen.
Geht man nun nicht gerade in eins der typischen Touri-Lokale, die mit deutscher Küche werben, kommt man auch sehr günstig davon. Ein komplettes Menü mit Hauswein und Wasser liegt bei gerade mal 15 Euro – je einheimischer der Laden ist, desto besser. Einmal habe ich ein Lokal ausgewählt, da dort die Arbeiter der Straßenbaustelle mittags hingegangen sind – und es war großartig.
Grand Hotel „El Tope“ in Puerto de la Cruz, Teneriffa
Mein Hotel lag recht zentral zwischen Strand und Innenstadt auf einem kleinen Hügel. Direkt nebenan gibt es ein Einkaufszentrum, so dass ich den Kühlschrank im Zimmer direkt mal befüllen konnte. Auf den ersten Blick machte das Hotel einen ganz ordentlichen Eindruck; eine große Lobby mit ordentlichen Möbeln, eine große Rezeption. Im Zimmer relativierte sich der Eindruck aber wieder: Ein Schrank, deren Tür über den Teppichboden gezogen werden musste und entsprechend immer hakte. Eine Dusche, die überläuft, wenn man aus Versehen den Fuß auf den winzigen Abfluss stellt u.s.w.
Immerhin war es einigermaßen sauber. Es gibt einen Safe auf dem Zimmer, der kostet aber nochmals EUR 2,50 pro Tag.
Der gebuchte Meerblick war zwar vorhanden, allerdings musste man dazu zwischen zwei anderen Hotels hindurch spähen. Erfahrene Pauschalurlauber werden nun lachen, ich musste das nun erstmal lernen. Aber man muss auch Positives erwähnen: das Frühstücksbuffet war sehr gut und der Pool war ebenfalls in Ordnung – auch wenn die in Reih und Glied stehenden Liegen schon recht gewöhnungsbedürftig waren. Da es aber nur wenige Stunden direkter Sonneneinstrahlung pro Tag gab, da zumeist die Passatwolken den Himmel verhüllten, blieb es auch bei einem Besuch am Pool.
Wandern auf Teneriffa
Teneriffa wird zurecht als Wanderparadies bezeichnet. Wo sonst hat man die Kombination aus anspruchsvollen Wanderungen, Strand und Sonne? Um direkt mal passende Routen zu finden, hatte ich mir im Vorfeld den Rother Wanderführer besorgt – die Bibel schlechthin für gute Wanderrouten. Allerdings auch für ein anspruchsvolles Publikum. Machen wir uns nix vor. Was Rother als kurzen, einfachen Spaziergang bezeichnet, ist für unerfahrene Wanderer immer noch ein ordentlicher Marsch.
Von Puerto de la Cruz zum Cafe Vista Paraiso
Ich hatte mir für den Start die einfache Tour von Puerto de la Cruz zum Cafe Vista Paraiso ausgesucht, die bis kurz vor Schluss auch echt entspannt war. Dazu geht es ostwärts aus der Stadt heraus und zuerst oberhalb der TF-31 über einen ausgebauten Weg entlang. Ein Teil wurde gerade renoviert, so dass ich einen Umweg zwischen den Häusern in Kauf nehmen musste, aber kurz nach der Stadtgrenze wieder auf den Weg gestoßen bin. Irgendwann wird die TF-31 unterquert und schon steht man zwischen Bananen-Plantagen. Diesem Weg folgt man dann bis zum Barranco de la Arena, einer Kluft, die man ab- und wieder aufsteigen muss. Aber auch hier ist der Weg relativ gut ausgebaut.
Danach geht es weiter über Landwirtschaftswege zwischen den Feldern hindurch. Hier kann man u.a. auch zur Playa de el Bollullo abbiegen, einem recht beliebten Strand. Für mich ging es dann aber weiter durch die Felder bis ungefähr auf Höhe der Playa Los Patos der Weg an einem Tor endete. Dort ging es entweder weiter zum besagten Strand oder sehr steil den Berg zur rechten hoch zu meinem Ziel, dem Café Vista Paraiso. Zuerst über Steinstufen und dann einen Trampelpfad über Serpentinen immer weiter nach oben. Was habe ich meine Wanderstöcker und -schuhe geliebt auf diesem Stück.
Im Café kann man sich dann aber auch mit einem soliden Stück Torte belohnen – oder wie ich mit einem Bier.
La Caldera
Nachdem ich nun ein wenig an der Küste gewandert war, wollte ich mal sehen, was das Inselinnere denn so bietet. Dazu nahm ich den Bus bis zur Endstation La Caldera, oberhalb von Puerto de la Cruz in Aguamansa. Die Fahrt dauert gut 45 Minuten und kostet EUR 2,20 – die zehnminütige Busfahrt in Duisburg zum Bahnhof ist teurer. Hier befindet man sich bereits oberhalb der Wolken, was allein schon spektakulär ist. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei dem Gebiet um einen alten Krater, der mittlerweile aber bewaldet ist. Auch hier gibt es fertige Strecken, aber ich habe etwas improvisiert und bin vier Stunden einfach mal „drauf los“ gewandert, da ich weder die Kondition noch die Ambitionen für die von Rother als „mittel, ca. 5 Stunden“ definierten Touren hatte.
Zudem konnte man hier sowohl Höhe als auch Sonne sehr gut merken. Sollte ich nochmal wiederkommen, dann sicher auch hierhin. Aber vorher wird trainiert. Zum Abschluss habe ich mir auf der Hütte an der Bushaltestelle noch ein spätes Mittagessen gegönnt: Fleisch mit Kartoffeln – so stand es auf der Karte. Hätte auf einer Hütte in den Alpen sicher gut 12 Euro gekostet, hier waren es fünf.
Teide bei Nacht
Was bei einem Besuch auf Teneriffa nicht fehlen darf ist der Besuch im Teide Nationalpark. Ein Besuch des Gipfels ist nur nach Voranmeldung möglich, da der Zustieg reglementiert ist. Das hat sicher gute Gründe. Auch eine Fahrt mit der Seilbahn bis kurz unter den Gipfel ist Glückssache, da die oft witterungsbedingt nicht fährt.
Also bleibt „nur“ der Besuch im Nationalpark. Hier gibt es das schöne Angebot „Teide by night“ – kann man im Hotel buchen. Ist zwar eine typische Touri-Bustour, aber wenn man keinen Mietwagen hat, die einfachste Lösung. Los geht es dazu bereits am Nachmittag, so dass man den Nationalpark noch bei Tageslicht erreicht. Da die Reiseleiterin bereits beim dritten Satz versucht hat so etwas wie Stimmung im Bus zu machen („Hey, findet Ihr das nicht auch toll“ – und alle sollten jubeln), habe ich mir meine Noise Cancelling Kopfhörer drauf gepackt und die Aussicht aus dem Fenster genossen.
Wie für so eine Tour üblich machte man an diversen Stellen Halt, damit wir die Kameras auspacken und knipsen konnten. Und das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Sicht über das Wolkenmeer bis rüber nach La Gomera von La Tara, den Teide beim Sonnenuntergang, die Lavafelder von La Ruleta usw.
Ganze dreimal haben wir beim selben Restaurant Station gemacht: Kaffeepause auf der Hinfahrt, Warten auf den Sonnenuntergang und dann noch zum Abendessen. Aber auch hier muss man fairerweise sagen – die Preise dort waren echt fair. Ein großes Bier für EUR 3,50 mitten im Nationalpark – da kann man echt nix sagen.
Schließlich kam das Highlight der Tour – nach dem Abendessen ging es wieder auf die TF-21 und an einer Bucht hielt der Bus dann an. Alle raus zum Sternegucken. Die Bitte der Reiseleiterin, kein Blitzlicht zu verwenden, war für die ersten Pfeifen natürlich zu kompliziert. Da mich die Erzählungen über Sternbilder nicht sonderlich interessierten, habe ich mich mit meinem Stativ etwas abseits hingestellt und meine ersten Astro-Bilder gemacht. Und ich bin überaus zufrieden:
Fazit: Teneriffa
Die Insel hat mir auf jeden Fall gefallen und ich möchte nicht ausschließen, mal wieder zu kommen. Dann aber auf jeden Fall mit Mietwagen und für längere Zeit. Zieht man An- und Abreise ab, hatte ich nur vier Tage vor Ort. Der ÖPNV ist zwar recht gut ausgebaut, aber allein durch den Flughafentransfer verliert man jeweils einen halben Tag, den man mit einem Mietwagen direkt selbst gestalten kann.